Das könnt ihr tun

Gehörlose stellt Maskenpflicht vor enorme Probleme

Besonders Gehörlose, die auf die Lippenbewegung ihres Gegenübers angewiesen sind, um zu kommunizieren, haben durch die Maskenpflicht ein Problem

Gehörloser mit Mundschutz
Foto: Shutterstock

Wenn ab Montag (27.04.) in ganz Deutschland Menschen im öffentlichen Raum Masken tragen müssen, dann stellt das vor allem Gehörlose vor große Probleme. Gehörlose sind auf die Mimik und die Lippenbewegungen ihres Gegenübers angewiesen, um sich Verständigen zu können. Durch Gesichtsmasken entfällt für diese Gruppe von Menschen ein essentieller Bestandteil der Kommunikation. Doch, was kann man tun?

Tausende Menschen ohne Chance auf Kommunikation

Auf 80.000 bis 100.000 Menschen schätzt der Deutsche Gehörlosen Bund e.V. die Zahl der Menschen, die ab Montag quasi von jeglicher Kommunikation im öffentlichen Raum abgeschnitten sein werden und erklärt, "dass die Kommunikation für gehörlose und hörbehinderte Menschen mit einem Gesprächspartner, der einen Mund-Nase-Schutz trägt, stark erschwert ist." Eine mögliche Lösung des Problems könnten deshalb Masken mit kleinen Sichtschutzfenstern sein. Doch hierzu hat der Deutsche Gehörlosen Bund eine Meinung, die für viele neu sein dürfte.

Lippenlesen nicht für alle gehörlosen Menschen wichtig

Demnach spielt das Lippenlesen, welches eine Maske mit Sichtfenster ermöglichen soll, für Gehörlose nur eine stark untergeordnete Rolle. "Lippenlesen ist sehr anstrengend und führt häufig zu Missverständnissen, denn selbst unter optimalen Bedingungen sind nur etwa 30 % des Gesprochenen bzw. der Laute anhand der Lippenbewegungen des Sprechers visuell wahrnehmbar – 70 % müssen erraten werden!", so der Bund in seinem Statement. Viele Mundbewegungen sind sich einfach schlichtweg zu ähnlich, z. B. "Mutter" und "Butter" oder "aus" und "Haus" um trennscharf erkannt zu werden. Vor allem in angespannten Situationen (Arztbesuch, Klinikbesuch) sei es unmöglich, allein über das Lippenlesen alles zu verstehen.

Masken mit Sichtschutz nicht die Lösung

Einen weiteren Nachteil haben die Masken mit Sichtschutz zudem auch noch. In der Praxis beschlagen die Sichtfenster durch die Atemluft nämlich besonders schnell, sodass dann sowieso nichts mehr von den Lippen zu erkennen ist. Alternativ hierzu werden aktuell auch immer wieder durchsichtige Voll-Gesichtsschutz-Masken angesprochen bzw. von Händlern angeboten. Auch hier ergibt sich ein störendes Beschlagen, sodass Gesicht und Lippen oft kaum mehr erkennbar sind. Ablehnen will der Bund die Masken nicht und erklärt: "Es sollte jedes Hilfsmittel, welches Menschen mit einer Hörbehinderung bei der Kommunikation mit ihrem Umfeld unterstützt, aufgegriffen und angewandt werden", er empfiehlt sie aber auch nur bedingt und stellt stattdessen andere Lösungen in den Vordergrund.

Diese Alternativen können Gehörlose und Nicht-Gehörlose anwenden

Für die einfache Kommunikation empfiehlt der Deutsche Gehörlosen Bund stattdessen folgende Alternativen:

  • Das Verwenden von Stift und Papier (schriftliche Kommunikation) ist eine hilfreiche und praktische Möglichkeit für die Kommunikation
  • Spracherkennungsprogramme als App auf dem Smartphone, die im Alltag anwendbar sind
  • Alternativ bzw. ergänzend kann bei kurzen Gesprächen das Herunterziehen des Mund-Nase-Schutzes unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln helfen
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