Was ist die Triage?

Warum reden in Zusammenhang mit Corona alle von Triage?

Der Weltärztebund warnt angesichts der hohen Corona-Zahlen vor einer Zuspitzung der Lage in den deutschen Krankenhäusern. Dabei fällt auch immer wieder das Wort Triage. Doch was bedeutet das eigentlich?

Arzt, Stethoskop
Foto: Karolina Grabowska, Pexels

Am Mittwoch (16.12.) hat ein Mediziner aus Zittau mit Äußerungen um eine Triage von Corona-Patienten für Aufregung gesorgt. In einem Online-Forum hatte der Ärztliche Direktor des Oberlausitzer Bergland-Klinikums Berichten zufolge am Dienstagabend davon gesprochen, dass in Zittau schon mehrfach triagiert worden sei.

Was bedeutet Triage?

Doch was meint er damit eigentlich? Der Begriff Triage stammt aus dem Französischen und bedeutet Auswahl oder Sichtung. Er stammt ursprünglich aus der Militärmedizin, wo schnell entschieden wurde, welche Verletzten zuerst behandelt werden mussten. Diese Entscheidung wurde nicht aufgrund der Verletzungsschwere, sondern auf der Tatsache getroffen, wer die besten Chancen auf eine schnelle Genesung hatte, um zeitnah wieder einsatzbereit für den Krieg zu sein.

Mediziner entscheiden über Behandlung

Dieses Verfahren wird heutzutage zum Glück nicht mehr so angewendet. So werden Menschen in einer Notaufnahme oder Intensivstation, denen es besonders schlecht geht, auch mit besonderer Dringlichkeit behandelt. Eine Ausnahme besteht, sollte es an Zeit, Personal und Material mangeln, um eine angemessen Behandlung aller nicht gewährleisten zu können. Dann kommt die Triage ins Spiel, bei der Mediziner so entscheiden müssen, dass möglichst viele Menschen überleben.

In Deutschland gibt es kein Triage Gesetz

Wie Ärzte in entsprechenden Situationen entscheiden müssen, ist in Deutschland gesetzlich nicht geregelt. Es gibt für medizinisches Personal allerdings Empfehlungen der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die auf vertretbaren ethischen Grundsätzen in einer Ausnahmesituation beruhen. So wird eine Triage nur bei Ressourcenknappheit angewendet. Die Entscheidung trifft auch nicht ein Arzt alleine, sondern mehrere Mediziner nach dem Mehraugen-Prinzip. Wichtigstes Kriterium ist dabei die Erfolgsaussicht: Wird jemand wieder gesund? Wer eine geringe Überlebenschance hat, wird in so einem Fall nicht intensivmedizinisch behandelt. Dabei werden sowohl alle Intensivpatienten und Patienten der Notaufnahme überprüft. So kann beispielsweise ein 90-Jähriger auch den Vorzug vor einem 32-Jährigen Familienvater erhalten.

Stehen Ärzte vor einer Triage-Entscheidung, gelten folgende Faktoren

  • Schwere der Erkrankung
  • Gesundheitszustand
  • Mögliche lebensbedrohliche Begleiterkrankungen (z.B. Krebs, Leberversagen)
  • Patientenwille (z.B. Patientenverfügung)

Keine Rolle spielen dagegen

  • Alter
  • Bildungsstand
  • Einkommen
  • Sozialer Status
  • Behinderungen
  • Art der Krankenversicherung
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