10. Januar 2022 – Sebastian Tegtmeyer
Seit Wochen ziehen Gegner der Corona-Maßnahmen immer samstags zu Tausenden durch Hamburg, nicht selten ohne Masken und abstandslos - und bisher ohne großen Gegenprotest. Das könnte sich ändern.
Einen Tag nach dem Protestmarsch von knapp 14.000 Gegnern der Corona-Maßnahmen am Samstag (08.01.) durch Hamburg hat ein breites Bündnis für den kommenden Samstag zum Gegenprotest aufgerufen. Der Aufruf sei bereits von 80 Organisationen wie Fridays for Future, dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Hamburg oder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie zahlreichen Einzelpersonen unterschrieben worden, teilte das Hamburger Bündnis gegen Rechts am Sonntag mit. "Impfverweigerung und Verschwörungsdenken lösen die Krise nicht, sondern verschärfen sie", heißt es darin. Dagegen solle ein solidarisches Zeichen gesetzt werden.
Viele Teilnehmer trugen nach Angaben keine Masken
Trotz rasant steigender Infektionszahlen waren am Samstag (08.01.) in Hamburg nach Polizeiangaben 13.700 Menschen gegen die Corona-Politik auf die Straße gegangen. Unter dem Motto "Das Maß ist voll. Hände weg von unseren Kindern" zogen sie von der Kunsthalle aus durch die Hamburger Innenstadt. Entgegen den Aufforderungen der Veranstalter trugen viele Teilnehmer keine Masken und hielten sich auch nicht an Abstandsregelungen. Bei mehr als 20 besteht laut Polizei der Verdacht, dass sie bei Kontrollen falsche Atteste vorlegten. Gegen sie seien Strafverfahren eingeleitet worden.
Angemeldete Gegendemonstrationen gab es nicht
Vereinzelt waren am Straßenrand aber Schilder mit "Impfen rettet Leben" oder "Keine Macht den Schwurblern" zu lesen. Die Polizei war mit knapp 700 Beamten im Einsatz. Größere Zwischenfälle gab es nicht. Eine Frau habe aber einen Davidstern mit der Aufschrift "ungeimpft" an der Kleidung getragen, teilte die Polizei mit. Gegen sie seien Ermittlungen wegen Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet worden.
Der überwiegende Teil des Hamburger Protestes ist nach Angaben des Landesamtes für Verfassungsschutz nicht extremistisch. Unter den Versammlungsteilnehmern gebe es aber auch Reichsbürger und Rechtsextremisten. Man werde die Entwicklung aufmerksam beobachten und die Botschaften genau registrieren, hieß es.
Wöchentlich Tausende Demonstranten
Bereits im Dezember waren Tausende Impfgegnerinnen und Impfgegner in Hamburg auf die Straße gegangen. Am dritten Adventssamstag waren es laut Polizei mehr als 8.000. Die Organisatoren hatten von rund 15.000 gesprochen.
Dass Hamburg mit den Großdemos der Corona-Maßnahmen-Gegner in den vergangenen Wochen "zur Hauptstadt der Bewegung" werden konnte, liege auch an der nachsichtigen Politik der Verantwortlichen, kritisierte das Bündnis gegen Rechts. Die Aufmärsche seien von den Sicherheitsbehörden durchweg als "bürgerlich" charakterisiert und rechte Einflussversuche heruntergespielt worden.
"Wir wollen mit unserer Demonstration und darüber hinaus ein deutliches und solidarisches Zeichen setzen, dass Verschwörungserzählungen, die Antisemitismus und anti-asiatischen Rassismus befeuern und unsere Gesellschaft destabilisieren, keine Lösung ist", sagte Karla Fux vom Hamburger Bündnis gegen Rechts.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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