09. August 2021 – Sebastian Tegtmeyer

Machbarkeitsstudie liegt vor

300 Kilometer neues Radschnellnetz für Metropolregion Hamburg

Das Hamburger Radschnellnetz geht in die Umsetzung. Jetzt liegen mit den Machbarkeitsstudien die gutachterlichen Empfehlungen für acht von neun Routen vor. Die konkreten Vorschlägen für die rund 300 können nun über die kommunale, Kreis- und Ländergrenzen hin geplant, finanziert und gebaut werden.

Radschnellweg, Hamburg, Machbarkeitsstudie
Foto: Metropolregion Hamburg

Die Metropolregion Hamburg hat die Untersuchung der Umsetzbarkeit von neun regionalen Radschnellwegen mit einer Millionen Euro gefördert. Damit legt sie den Grundstein für die Verlagerung von Teilen des Pendlerverkehrs vom PKW auf das Fahrrad. Mit der Fertigstellung der Machbarkeitsstudien zum Radschnellnetz ist nun der nächste entscheidende Schritt getan. Hamburgs Wirtschaftsstaatsrat Andreas Rieckhof: "Erstmals haben wir in Deutschland ein regionales Radschnellnetz entwickelt, das sich an eine halbe Million Pendlerinnen und Pendler in vier Bundesländern richtet. Insbesondere in urbanen Zentren wie Hamburg und Lübeck haben Radschnellwege das Potenzial, für spürbare Entlastungen auf den Straßen zu sorgen. Sie tragen zur Lösung vieler Herausforderungen in der grenzübergreifenden ÖPNV- und Raumplanung bei, die wir auf Empfehlung der OECD in Angriff nehmen. Vor diesem Hintergrund treiben wir in der Metropolregion Hamburg auch weiterhin die Umsetzung von Radschnellwegen voran."

Wo es lang geht

Hamburg macht sich nun auf den Weg, auf Grundlage der Machbarkeitsstudien in die Umsetzung zu gehen. Dafür muss gemeinsam über kommunale, Kreis- und Ländergrenzen hin geplant, finanziert und gebaut werden.

Die nun vorgelegten acht Machbarkeitsstudien machen zu allen Radschnellwegen konkrete Aussagen zu sinnvollen Trassenführungen und baulichen Maßnahmen. Sie lassen erkennen, dass ein Radschnellwegstandard überwiegend erreichbar sein wird. Die beauftragten Gutachterteams haben für alle Korridore konkrete Empfehlungen für Vorzugstrassen erarbeitet. Wo derzeit keine eindeutige Empfehlung möglich ist, stehen mehrere Varianten zur Auswahl. Damit sind elementare planerische Voraussetzungen für die Realisierung geschaffen. Mit den Vorzugstrassen werden Strecken zum Bau empfohlen, die möglichst viele Wohngebiete an Arbeitsplätze in Unternehmen, weiterbildende Schulen und Bahnstationen anbinden. Sie sind vorzugsweise eng mit dem Schienenverkehr verknüpft, liegen vorwiegend auf bestehenden Straßen und sind gut in Siedlungen und die Landschaft eingebettet.

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Foto: Metropolregion Hamburg

Wie es weiter geht: Finanzierung sichern

Im Rahmen der Machbarkeitsstudien wurde für alle Routen eine Verbindung gefunden, die den von den Fördermittelgebern im Bund und bei den Ländern geforderten hohen Ausbaustandard ermöglicht. Damit haben die Partner die Grundlage in der Hand, um Anträge einreichen und Fördermittel einwerben zu können. Zu diesem Zweck werden in den Machbarkeitsstudien grobe Kostenschätzungen gemacht, die in der Detailplanung noch konkretisiert werden müssen. Beeinflussende Faktoren sind beispielsweise Grunderwerbs- oder Entwässerungskosten.

Die Länder werden beim Bund gemeinsam darauf dringen, sich noch stärker an der Finanzierung von Radschnellwegen zu beteiligen und Förderprogramme zu verstetigen. Die Bundesregierung stellt den Ländern im Fördertopf für Radschnellwege bis 2030 pro Jahr 25 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2023 sind die Mittel im Rahmen des Klimapakets auf 50 Millionen Euro verdoppelt.

Gemeinsam planen

An vielen Stellen stehen Gemeinden, Kreise und Länder kurz davor, in die Detailplanung einzusteigen, um erste Abschnitte umzusetzen. An anderen Stellen müssen vorher noch weitere Aufgaben gelöst werden. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Gutachten zum Natur- und Landschaftsschutz, um Grundstückskäufe oder um die Planung von Unter- oder Überführungen. Auch steht die Festlegung der Projekt- und Bauträgerschaft noch an. Nun sollen an den untersuchten Strecken Trassenbündnisse zwischen den zuständigen Verwaltungen geschlossen werden, in denen Arbeitsziele und Zuständigkeiten vereinbart werden, um die Umsetzung zu koordinieren und zu beschleunigen. Die Metropolregion wird den Prozess weiter unterstützen und vorantreiben und bereitet dazu ein Folgeleitprojekt vor.

Wie gebaut wird

Erfahrungen mit Radschnellwegen in anderen Regionen zeigen, dass es nicht möglich ist, ein Netz oder einzelne Strecken durchgehend und in einem Guss herzustellen. Deshalb werden Bauabschnitte gebildet, in denen dann beispielsweise Grundstückfragen oder komplexe Maßnahmen wie Brücken geklärt werden. In Hamburg geht es mit ersten Abschnitten bereits los. Dort wird zum Beispiel das alte Gütergleis an der U1 als Verbindung in Richtung Bad Bramstedt ausgebaut, so dass es möglich wird, sechs Kilometer ohne Ampeln und Autos zu fahren. Über den Pergolenradweg und die Alsterachsen soll die Verbindung dann nahtlos und in hohem Ausbaustandard ins Zentrum führen. Auf einen ersten Spatenstich bis 2024 wird gehofft. In Halstenbek in Schleswig-Holstein geht es ebenfalls schon los und zwischen Ochtmissen und Bardowick in Niedersachsen ist ein erster Abschnitt bereits im Bau.

Steckbriefe für 300 Kilometer Radschnellnetz

Elmshorn – Pinneberg – Hamburg

Länge32 km
Beteiligte Kommunen

Kreis Pinneberg mit den Ämtern Elmshorn-Land und Pinnau sowie Elmshorn, Tornesch, Pinneberg und Halstenbek; Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie den Bezirksämtern Altona und Eimsbüttel

Bahnhöfe und Haltepunkte

Elmshorn, Tornesch, Prisdorf, Pinneberg, Thesdorf, Halstenbek, Krupunder, Elbgaustraße, Eidelstedt, Stellingen, Langenfelde (indirekt), Diebsteich (künftig Fernbahnhof)

Charakterisierung

Die Trasse verläuft bahnparallel von Elmshorn nach Hamburg. Während der nordwestliche Abschnitt eher ländlich geprägt ist, gibt es insbesondere zwischen Pinneberg und Hamburg starke Pendlerbeziehungen. Der Weg soll aufgrund der dichten Siedlungsstruktur auf weiten Abschnitten als Fahrradstraße gebaut werden. Er kann dazu beitragen, die S-Bahn, die Fernbahnverbindung und die Autobahn zu entlasten.

Bad Bramstedt – Kaltenkirchen – Henstedt Ulzburg – Norderstedt – Hamburg

Länge

40 km

Beteiligte Kommunen

Kreis Segeberg mit Bad Bramstedt, Lentföhrden, Nützen, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt; Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie dem Bezirksamt Hamburg-Nord

Bahnhöfe und Haltepunkte

Lentföhrden, Nützen, Dodenhof, Holstentherme, Ulzburg Süd, Ochsenzoll, Kiwittsmoor, Langenhorn Nord, Langenhorn Markt, Fuhlsbüttel Nord, Klein Borstel, Ohlsdorf, Sengelmannstraße (City Nord)

Charakterisierung

Die Trasse verläuft über zum Teil ländlich geprägte Regionen im Norden und Mittelzentren bis in die hoch verdichtete Metropole. Sie kann auf weiten Abschnitten im hohen Standard realisiert werden. Die kreuzungsfrei und selbstständig geführte Verbindung entlang der U1 in Hamburg ist als Besonderheit zu nennen.

Ahrensburg – Hamburg

Länge10 km

Beteiligte Kommunen

Ahrensburg, Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und dem Bezirksamt Wandsbek

Bahnhöfe und Haltepunkte

Volksdorf

Charakterisierung

Der Radschnellweg soll vom Gewerbegebiet Nord in Ahrensburg kommend durch Wohngebiete und dünn besiedelte Flächen verlaufen. Innerhalb Hamburgs soll er weiter durch dichter besiedeltes Gebiet führen bis hin zur U-Bahnhhaltestelle Volksdorf. Hier schließt die Veloroute 6 an. In weiten Teilen wird eine Führung auf Fahrradstraßen empfohlen.

Geesthacht - Hamburg

Länge24 km

Beteiligte Kommunen

Kreis Herzogtum Lauenburg mit dem Amt Hohe Elbgeest und Geesthacht, Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie den Bezirksämtern Bergedorf und Hamburg-Mitte

Bahnhöfe und Haltepunkte

Bergedorf, Nettelnburg, Allermöhe, Mittlerer Landweg, Billwerder/Moorfleet, Tiefstack

Charakterisierung

Die Trasse verläuft außerhalb Hamburgs größtenteils durch stark ländlich geprägte Gebiete, in Hamburg durch das Zentrum des verdichteten Stadtteils Bergedorf, ländlich geprägte Gebiete und Industriegebiete. Der Radschnellweg soll überwiegend als Zweirichtungsradweg umgesetzt werden. In den Wohngebieten sollen vor allem Fahrradstraßen eingerichtet werden.

Lüneburg – Winsen – Hamburg

Länge50 km

Beteiligte Kommunen

Landkreis Lüneburg mit Lüneburg und Bardowick; Landkreis Harburg mit Winsen (Luhe), Stelle und Seevetal; Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und den Bezirksämtern Harburg und Hamburg-Mitte

Bahnhöfe und Haltepunkte

Lüneburg, Bardowick, Radbruch, Winsen/Luhe, Ashausen, Stelle, Maschen, Meckelfeld, Hamburg-Harburg, Wilhelmsburg, Veddel

Charakterisierung

Die Trasse verläuft zwischen den beiden Städten Lüneburg und Winsen in einem eher ländlich geprägten Gebiet, zwischen Winsen und Hamburg liegen dann viele auch überregional wichtige Wohn- und Arbeitsplatzschwerpunkte. Überwiegend sollen Fahrradstraßen und selbständig geführte und straßenbegleitende Zweirichtungsradwege eingerichtet werden. Eine Besonderheit ist die voraussichtliche Umsetzung des Radschnellwegstandards bis in die Hamburger Innenstadt hinein.

Tostedt- Buchholz - Hamburg

Länge

ca. 32 km

Die Machbarkeitsstudie zu dieser Trasse ist noch nicht abgeschlossen. Sie war ursprünglich nicht in dem Projekt der Metropolregion Hamburg enthalten. Weil es sich um eine wichtige und sinnvolle Ergänzung der Radschnellwege

in Nordniedersachsen handelt, machte der Landkreis Harburg diese Studie dennoch möglich. Anlass dafür war das starke Engagement vor Ort.


Stade – Buxtehude – Hamburg

Länge55 km

Beteiligte Kommunen

Landkreis Stade mit Stade, Agathenburg, Dollern, Horneburg, Nottensdorf und Buxtehude; Landkreis Harburg mit Neu Wulmstorf; Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und den Bezirksämtern Harburg und Hamburg-Mitte.

Bahnhöfe und Haltepunkte

Stade, Agathenburg, Dollern, Horneburg, Neukloster, Buxtehude, Neu Wulmstorf, Fischbek, Neugraben; Elbfähre: Anleger Finkenwerder

Charakterisierung

Der Korridor ist durch den Moorgürtel und den Landschaftsraum des Alten Landes geprägt. Gleichzeitig entwickeln sich die Wohn- und Arbeitsplatzstandorte dynamisch. Neben dem Wohnungsbau gibt es eine intensive Entwicklung insbesondere im Hightech-Bereich.

Lübeck: Bad Schwartau – Lübecker Innenstadt - Groß Grönau

Länge11 km

Beteiligte Kommunen

Bad Schwartau, Lübeck, Groß Grönau

Bahnhöfe und Haltepunkte

Hauptbahnhof Lübeck, Bahnhof Bad Schwartau, Lübeck St. Jürgen

Charakterisierung

Der Radschnellweg verbindet die Nachbarkommunen Bad Schwartau und Groß Grönau mit der Hansestadt Lübeck. Die Trasse stellt auch eine hochwertige innerstädtische Verbindung zwischen bedeutenden Stadtteilen und der Altstadt sowie wichtigen Einzelzielen wie Hauptbahnhof, Universität/Hochschule, Universitätsklinikum und großen Gewerbe- und Verwaltungsstandorten dar.

Wismar – Schwerin

Länge36 km

Beteiligte Kommunen

Schwerin, Landkreis Nordwestmecklenburg mit Seehof, Lübstorf, Zickhusen, Bad Kleinen, Hohen Viecheln, Dorf Mecklenburg

Bahnhöfe und Haltepunkte

Hauptbahnhof Schwerin, Lübstorf, Bad Kleinen (indirekt), Dorf Mecklenburg, Wismar

Charakterisierung

Die Trasse verläuft überwiegend durch weniger verdichteten ländliche Räumen und der Radverkehr soll bei einem meist geringen Fußverkehrsanteil größtenteils auf gemeinsamen Geh- und Radwegen im reduzierten Radschnellweg-Standard geführt werden.

Hamburg

Länge

ca. 20 Kilometer zusätzlich geplante Strecken innerhalb Hamburgs im Radschnellwegstandard.

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