Flugverkehr wieder aufgenommen
Hamburg Airport: Geiselnehmer soll am Montag Haftrichter vorgeführt werden
Nach dem glimpflichen Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen bleiben viele Fragen zum Thema Sicherheit. Der Täter hatte die Absperrungen mit seinem Auto durchbrochen und war bis aufs Flugfeld vorgedrungen. Der Flughafen kündigt nun Maßnahmen an.
Hamburger Flughafen will Sicherheitskonzept erhöhen
Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme hat der Hamburger Flughafen angekündigt, sein Sicherheitskonzept zu erhöhen. "Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken", sagte eine Flughafensprecherin dazu am Montag in Hamburg. Vorfälle wie die Geiselnahme zeigten, dass die Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssen. "Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg."
Aus diesem Grund habe das Sicherheitsteam bereits am Sonntag das Sicherheitskonzept des Flughafens im Licht der jüngsten Geschehnisse mit den aktuellen Erfordernissen abgeglichen. Die Sicherheitstechniker hätten «erste Überprüfungen vorgenommen und Kontakt mit den zuständigen Behörden aufgenommen".
Geiselnehmer soll am Montag (6.11.) Haftrichter vorgeführt werden
Der Geiselnehmer vom Flughafen Hamburg soll im Lauf des Montags dem Haftrichter vorgeführt werden. "Noch gibt es keinen Haftbefehl, es hat noch keine Vorführung beim Haftrichter stattgefunden", sagte Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Der 35-Jährige war nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen in einem Untersuchungsgefängnis untergebracht worden, wie die Polizei mitteilte. Dabei seien Beweismittel sichergestellt, der türkische Staatsbürger erkennungsdienstlich behandelt und ihm Blut entnommen worden, erklärte ein Polizeisprecher dazu. Nach einer vorläufigen Festnahme wegen einer Straftat muss ein Verdächtiger innerhalb von 24 Stunden einem Haftrichter vorgeführt werden, der über die Untersuchungshaft entscheidet und einen entsprechenden Haftbefehl erlässt.
Genaue Angaben über die Höhe der Geldstrafe könne er erst am Montag machen
Genaue Angaben über die Höhe der Geldstrafe könne er erst am Montag machen. Der Mann sei wegen Entziehung Minderjähriger vom Amtsgericht Stade verurteilt worden. Bei dem Hamburger Flughafen-Geiselnehmer handelt es sich um einen 35 Jahre alten türkischen Staatsbürger. Wie die Polizei weiter mitteilte, war gegen ihn schon im März 2022 in Stade wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger ermittelt worden. Damals sei er unberechtigt mit seiner Tochter in die Türkei gereist. Das Kind habe im weiteren Verlauf jedoch von der Mutter wieder nach Deutschland geholt werden können.
Streit mit Ehefrau in Stade Ausgangspunkt für Geiselnahme
Die Geiselnahme einer Vierjährigen durch ihren Vater auf dem Hamburger Flughafen hat nach Polizeiangaben im niedersächsischen Stade begonnen. Der Mann sei dort aufgrund von Sorgerechtsstreitigkeiten mit seiner Ex-Frau in eine psychische Ausnahmesituation geraten, teilten die Beamten am Sonntagabend mit. Vorausgegangen sei ein Streit, in dessen Verlauf der Mann die Mutter des Kindes zur Seite stieß und unmittelbar danach mit dem Mädchen im Auto in Richtung Hamburg flüchtete. Die 39 Jahre alte Mutter der Vierjährigen erstattete danach eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Kindesentziehung bei der Polizei Stade.
Flugbetrieb wieder angelaufen
Nach dem Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen ist der Flugbetrieb wieder angelaufen. "Der Flughafen hat wieder geöffnet", sagte ein Airport-Sprecher. Laut der Website flightradar24.com landete als erstes Flugzeug eine Eurowings-Maschine aus Hannover. Bis zum Abend sollten nach Angaben des Sprechers weitere Starts und Landungen folgen. Es sei aber weiter mit Streichungen und Störungen im Ablauf zu rechnen, sagte der Sprecher. Passagiere sollten ihren Flugstatus überprüfen und sich bei Bedarf an die Airline wenden.
S-Bahn fährt wieder zum Flughafen Hamburg
Nach Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen fährt auch die S-Bahn wieder zum Airport. Die Sperrung sei aufgehoben, teilte die S-Bahn Hamburg am frühen Sonntagabend auf der Plattform x (früher Twitter) mit. Die Züge der S1 führen im 20-Minuten-Takt. "Weiterhin sind Verspätungen möglich", hieß es. Die S-Bahn Hamburg hatte nach der Sperrung des Flughafens am Samstagabend auch den Zugverkehr zum Airport eingestellt. Kurz vor der Wiederaufnahme des S-Bahnverkehrs hatte auch der Flughafen am Sonntag seinen Betrieb wieder aufgenommen.
Geiselnahme unblutig zu Ende gegangen
Glückliches Ende einer mehr als 18-stündigen Nervenschlacht am Hamburger Flughafen: Eine Geiselnahme ist am Sonntagnachmittag auf dem Rollfeld unblutig zu Ende gegangen. "Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen", schrieb die Polizei auf X, früher Twitter. "Der Mann wurde widerstandslos von den Einsatzkräften festgenommen. Das Kind scheint unverletzt zu sein."
Mann durchbrach mit Tochter im Auto eine Absperrung am Tor zum Vorfeld
Seit Samstagabend hatte der bewaffnete Geiselnehmer die Polizei in Atem gehalten. Der 35-Jährige durchbrach gegen 20 Uhr mit seinem Auto samt Tochter eine Absperrung am Tor zum Vorfeld des Airports. Er schoss auf dem Gelände in die Luft und warf Brandsätze aus dem Wagen. Mehr als 18 Stunden lang stand sein Auto danach neben einer Maschine der Turkish Airlines.
05.11.2023
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Sorgerechtsstreit offenbar Auslöser
Vorausgegangen war laut Polizei ein Sorgerechtsstreit mit der Mutter. Die Nacht hindurch und auch am Sonntag stand die Polizei in Verhandlungen mit dem Mann. Der Flugbetrieb ruhte. Die Ehefrau des Geiselnehmers, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich nach Angaben eines Sprechers wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet. Die Frau hielt sich am Sonntag am Airport auf.
Flughafen seit Samstag lahmgelegt
Der Flughafen war wegen der Geiselnahme weiträumig gesperrt. Nach Angaben des Flughafens vom Sonntagvormittag waren seit dem eigentlichen Betriebsbeginn um 6 Uhr bis 11 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Fünf Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Für den gesamten Tag seien eigentlich 286 Flüge - 139 Abflüge und 147 Ankünfte - mit rund 34.500 Passagieren geplant. Wie viele davon tatsächlich stattfinden können, ist laut Flughafen unklar. Bereits am Samstag waren 27 Flüge mit rund 3.200 Passagieren betroffen.
Tschentscher dankt Einsatzkräften nach Geiselnahme
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme am Flughafen erleichtert gezeigt. "Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet", schrieb Tschentscher am Sonntag auf X, früher Twitter. Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte. "Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen."
Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hat nach dem Ende der Geiselnahme auf dem Flughafen von einer "großen Erleichterung" gesprochen. "Wir waren die letzten Stunden alle in unseren Gedanken bei dem kleinen Mädchen, ihrer Mutter und Familie, die Todesängste ausgestanden haben mussten", teilte sie auf X, ehemals Twitter, am Sonntag mit. Sie sprach der Polizei in Hamburg ein "riesengroßes Danke" aus.
Grote lobt Polizei nach glücklichem Ende der Geiselnahme
Hamburgs Innensenator Andy Grote hat den Einsatzkräften nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen gedankt. "Besser kann man eine so schwierige Situation nicht bewältigen", erklärte der SPD-Politiker am Sonntag. "Dem hochprofessionellen und umsichtigen Handeln der Einsatzkräfte und insbesondere unserem Verhandlungsteam der Hamburger Polizei ist es zu verdanken, dass die Geiselnahme friedlich beendet und das Kind unverletzt aus der Gewalt des Vaters befreit werden konnte", sagte Grote. Der Innensenator sprach von einem der längsten und herausforderndsten Einsätze der jüngeren Geschichte. "Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen der Polizei Hamburg für diese starke Leistung und wünsche Tochter und Mutter, dass sie die Schrecken dieser Stunden möglichst schnell und gut verarbeiten."
Passagiere schildern Ängste
"Beängstigend", "gruselig" - so schilderten Passagiere, die aus ihren Maschinen geholt wurden, ihre Eindrücke. Eine junge Frau, die nach Mallorca fliegen wollte, sagte der dpa, sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen. Tatsächlich hatte der bewaffnete Mann bei seiner Fahrt auf dem Flughafen heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten.
Zahlreiche Passagiere haben die Nacht in einem Flughafen-Hotel verbracht. "Wir haben hier im Endeffekt 250 Leute untergebracht", sagte Frank Kohlstädt, Leiter der DRK-Station am Flughafen. Rund 200 Menschen hätten zudem noch Hotelzimmer bekommen. "Im Moment ist das Hauptproblem, dass sie nicht genau wissen, wie es weitergeht." Die Menschen seien eher aufgeregt gewesen als psychisch belastet.
Schon zuvor Sicherheitsvorfälle
Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Damals hatte es Forderungen nach einer Verstärkung der Sicherheit gegeben. Der Flughafen Hamburg sieht aber trotz Geiselnahme keine Versäumnisse bei der Sicherung des Geländes. "Die Sicherung des Geländes entspricht allen gesetzlichen Vorgaben und übertrifft diese größtenteils", sagte eine Flughafensprecherin.
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(Quelle: dpa)