09. April 2025 – Mira Oetinger
In dieser Woche laufen gleich mehrere Filme in den deutschen Kinos an. Mit dabei "The Amateur", "Louise und die Schule der Freiheit", "Das große Los - 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger" und "Dog Man - Wau gegen Miau".
Neue Woche, neue Filme - und da ist für jeden was dabei. Lest hier welche Filme in dieser Woche in den Kinos anlaufen und sucht euch einen für das kommende Kinowochenende aus. Von Action Thriller, über sehenswertes für die ganze Familie oder einer klassischen Gaunergeschichte in französischem Ambiente wird einiges geboten.
"The Amateur"
Ein Datenprofi, der sich mit übermächtigen Gegnern anlegt: Mit einer solchen Rolle nimmt die Karriere von Rami Malek 2015 Fahrt auf. Zehn Jahre später wandelt sich Malek zum Killer - an nur einem Tag.
Charlie Heller führt ein schlichtes Leben: Mit Ehefrau Sarah lebt der Computer-Spezialist einsam auf dem Land, reist nicht gern und decodiert für die CIA verschlüsselte Informationen in einem Büro im fünften Untergeschoss. Doch eines Tages wird sein Leben auf den Kopf gestellt - und Heller wandelt sich zum rachsüchtigen Action-Helden.
Der Spionage-Thriller "The Amateur", der auf dem gleichnamigen Buch von Robert Littell aus dem Jahr 1981 basiert, hält einen ungewöhnlichen Twist bereit. Denn anders als Filmagenten wie James Bond oder Jason Bourne eliminiert Charlie Heller (Rami Malek) seine Kontrahenten nicht im Nahkampf oder Kugelhagel, sondern vor allem mit Hilfe seines Intellekts. Der Computer-Nerd mit einem IQ von 170, der außerhalb seiner Abteilung wenig Beachtung beim US-Geheimdienst findet, entdeckt eines Tages einen handfesten Skandal, der von seinen Führungskräften vertuscht wird. Just am selben Tag wird Sarah (Rachel Brosnahan) in London von Terroristen erschossen. Die CIA bleibt bei der Aufarbeitung weitgehend untätig. Heller will seine Bosse erpressen und dazu zwingen, ihn zum Agenten auszubilden, damit er die Mörder seiner Frau selbst finden und zur Strecke bringen kann. Die willigen zunächst widerwillig ein, nur um den unbequemen Mitarbeiter später selbst zu jagen, in Person von Hellers Ausbilder Henderson (Laurence Fishburne).
Erinnerungen an "Mr. Robot"
Oscar-Preisträger Malek ("Bohemian Rhapsody") kehrt quasi zu den Anfängen seiner Karriere zurück. In der Thriller-Serie "Mr. Robot" spielte der 43-Jährige von 2015 bis 2019 einen in sich gekehrten IT-Sicherheitsspezialisten und Hacker, der es mit der gesamten Weltwirtschaft aufnimmt. Für den US-Amerikaner und späteren Bond-Bösewicht war die Serie der Durchbruch.
In "The Amateur "gibt Malek den brillanten und verletzlichen Protagonisten erneut überzeugend. Nach seinem eintägigen Agententraining und mit Hilfe von Youtube-Tutorials schafft es der verzweifelte Heller nach und nach, Mitglieder der Terrorgruppe aufzuspüren und zu eliminieren. Dafür reist er 007-typisch durch mehrere Länder, unter anderem Frankreich, Spanien und die Türkei.
Ein Verlust, der das Wesen verändert
Der britische Regisseur James Hawes, der sich vor allem durch TV-Serien wie "Slow Horses", "Penny Dreadful" oder "Black Mirror" einen Namen gemacht hat, nennt Heller einen "unerwarteten Helden". "Charlie hat seinen Seelenverwandten verloren, die Liebe seines Lebens", erklärte Malek dem "Hollywood Reporter". "Ihm wird gesagt, er soll den Kopf in den Sand stecken und das verursacht eine explosive Wesensart in ihm, die ihn ziemlich verändert." Die Jagd nach den Terroristen und gleichzeitige Flucht vor seinem Arbeitgeber, bei denen der rachsüchtige Witwer Hilfe einer russischen Geheimagentin bekommt, hat durchaus Längen. Dafür fällt der Showdown überraschend kurz und unspektakulär aus. Doch wer die etwas abstrus anmutende Prämisse des Films (IT-Nerd wird an einem Tag zu einer Art 007) annimmt, bekommt einen soliden Spionage-Thriller mit ausgezeichneten Schauspielern und gut portionierter Action.
"Louise und die Schule der Freiheit"
"Louise und die Schule der Freiheit" handelt von einer Lehrerin, die gegen alle Widerstände für das Recht auf Bildung kämpft. Ein Film über Tradition, Vorurteile und Wandel.
Frankreich im Jahr 1889. Die Lehrerin Louise Violet wird in ein abgelegenes Dorf versetzt, um Kindern Lesen und Schreiben beizubringen. Doch die ländliche Realität ist rau: Statt Bildung zählt harte Arbeit - besonders für die Kinder aus Bauernfamilien. Das Gesetz fordert zwar seit einigen Jahren, dass auch sie Lesen und Schreiben lernen, doch Louise stößt auf heftigen Widerstand. Die anfängliche Ablehnung der Dorfbewohner, die ihre Kinder lieber auf den Feldern sehen als in der Schule, stellt Louise vor große Herausforderungen. Sie steht der Feindseligkeit einer ländlichen, frauenfeindlichen und archaischen Welt gegenüber. Während sie versucht, als Lehrerin anerkannt zu werden, kommt allmählich das Geheimnis einer Frau ans Licht, die selbst mit einer dunklen Vergangenheit ringt.
Arbeit statt ABC
Mit "Louise und die Schule der Freiheit" hat Éric Besnard einen bewegenden Film geschaffen, der die Geschichte einer Frau erzählt, die von einer besseren Welt durch Bildung träumt. Zunächst steht Louise mit ihrem Idealismus allein da - bis der Bürgermeister, ein geschiedener Mann mit Tochter, sie zu unterstützen beginnt und es wagt, selbst die Schulbank zu drücken. Der Mann wird zu ihrem emsigsten Schüler. Wenn er eines Tages lesen und schreiben kann, sagt er, dann könne er vielleicht auch Abgeordneter werden. Der Satz steht symbolisch für das Thema, das der Film eindrucksvoll porträtiert: Bildung und soziale Gerechtigkeit.
Ein Kampf gegen gesellschaftliche Widerstände
Besnard gelingt es, die gesellschaftlichen Spannungen jener Zeit aufzugreifen: patriarchale Strukturen, die ersten feministischen Kämpfe und die Schwierigkeiten, mit denen Lehrkräfte nach Einführung der Schulpflicht konfrontiert waren. Denn es war keineswegs einfach, die Kinder aus der Feldarbeit herauszuholen.
Malerische Bilder und starke Charaktere
Wie auch in "À la carte" und "Birnenkuchen mit Lavendel" hat der 61 Jahre alte Filmemacher die Geschichte in malerische Naturaufnahmen gebettet. Die mit Liebe zum Detail gestalteten Kostüme lassen das dörfliche Frankreich der 1880er Jahre lebendig werden. Besnard stellt nicht nur historische Fakten dar, sondern zeigt auch die menschliche Seite dieser Umbrüche. Dazu trägt auch das überzeugende Zusammenspiel der Hauptdarstellerin Alexandra Lamy als Louise und dem Hauptdarsteller Grégory Gadebois als Bürgermeister bei. Ein bewegender und melancholischer Film, der nachhallt und zum Nachdenken anregt.
"Dog Man - Wau gegen Miau"
Im Film "Dog Man - Wau gegen Miau" treffen ein superschlauer Hund und ein Schurken-Kater aufeinander. Ein bunter, turbulenter Kinospaß, der aber seine Tücken hat.
Dog Man ist halb Mensch, halb Hund - und er ist ein Super-Polizist. Seine Spezialität: den bösen Kater Petey fangen und hinter Gitter bringen, auch wenn der immer wieder ausbricht. Seit 2016 gibt es die Comicbücher von Dav Pilkey in den USA, seit einigen Jahren auch in Deutschland. Nun kommen die Abenteuer des tierisch-menschlichen Helden ins Kino - mit dem knallbunten und turbulenten Animationsfilm "Dog Man - Wau gegen Miau", ein Ableger der Comicreihe und Netflix-Serie "Captain Underpants".
Worum geht es?
Petey ist - mal wieder - aus dem Gefängnis ausgebrochen. Nun sinnt er auf Rache an Dog Man, um ihn ein für alle Mal loszuwerden. Damit er auch stark genug ist, will er sich klonen. Es gibt nur ein Problem: Der neu geschaffene Petey ist noch ganz jung und betrachtet den Großen als seinen Vater. Auf der Jagd nach dem Super-Polizisten muss sich der Schurken-Kater also zusätzlich noch mit einem neugierigen und sehr anhänglichen Kind herumschlagen, das ihm Löcher in den Bauch fragt und mit Staunen und Freude auf die Welt und all das Gute darin blickt.
Lohnt sich der Film?
Dog Man ist ein Ableger der Comicreihe "Captain Underpants", die von Netflix als Serie verfilmt wurde. Der Kinofilm "Dog Man - Wau gegen Miau" von Regisseur und Drehbuchautor Peter Hastings kommt im farbenfrohen Comic-Stil daher, mit Witz, Tempo und Ereignissen, die sich überschlagen. Dazwischen gibt es immer wieder ruhige, emotionale Momente, etwa wenn Dog Man einsam und traurig in seiner Hütte sitzt. Oder wenn "Little Petey" schwärmt: "Hey Papa, sieh mal, die schöne Blume." Und der Vater, mit den Gedanken ganz woanders, das beiläufig abtut mit den Worten: "das ist nur Unkraut".
Für wen ist der Film geeignet?
Auf den ersten Blick ist der Streifen ein netter Zeitvertreib für die ganze Familie, mit einer Freigabe ab sechs Jahren. Erzählt wird die klassische Geschichte des Kampfes von Gut gegen Böse. Es geht um den Wert von Freundschaft und Freundlichkeit - und um das Gute, das in jedem Menschen steckt. Die Figuren sind liebevoll animiert und es gibt auch einiges zu lachen. Doch Vorsicht, vor allem in der zweiten Hälfte wird es bedrohlich. Gigantische Hochhäuser werden lebendig. Zähnefletschend wanken sie mit riesigen Armen und Beinen durch die Stadt und machen alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Das sind Eindrücke, die selbst so manche Sechsjährige noch bis in die Träume hinein verfolgen dürften.
"Das große Los - 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger"
Ein Lottogewinn, ein toter Gewinner und ein ganzes Dorf, das zum Komplizen wird: "Das große Los – 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger" erzählt eine klassische Gaunerei mit französischem Flair.
Zwei alte Freunde fristen ihr ruhiges Leben auf einer kleinen Insel in der Bretagne – bis ein Lottogewinn alles durcheinanderbringt. Der glückliche Gewinner? Tot, mitsamt dem Los in der Hand. Kurzerhand tun sich die beiden Freunde mit dem ganzen Dorf zusammen, um einen genialen Lottobetrug auf die Beine zu stellen, um an seiner Stelle das große Geld zu kassieren.
Mit "Das große Los - 1 Insel, 40 Einwohner, 2 Betrüger" erzählt Hervé Mimran ("Das zweite Leben des Monsieur Alain2) eine charmant gedachte, klassische französische Gaunergeschichte. Die Adaption des britischen Films "Lang Lebe Ned Devine" (1998) von Kirk Jones versucht, den skurrilen Inselhumor des Originals ins Französische zu übertragen.
Ein Duo mit Charme
Das größte Kapital des Films ist zweifellos das Hauptduo: Gérard Darmon ("Asterix & Obelix: Mission Cleopatra") und Didier Bourdon ("Ein gutes Jahr") stehen erstmals gemeinsam vor der Kamera – und harmonieren auf Anhieb. Bourdon bringt mit seinem typischen komischen Spiel, überzogenen Mimiken und komischen Situationen, die mit dem Absurden kokettieren, Lacher ein, während Darmon mit ruhiger Zurückhaltung einen wirkungsvollen Kontrapunkt setzt. Ihre Chemie verleiht dem Film immer wieder eine angenehme Wärme und Ironie, die zu den stärksten Momenten der Inszenierung gehören.
Zwischen Realität und Komik
Mimran streift in seinem Film auch ernste Themen wie die zunehmende Ausdünnung ländlicher Regionen. Die abgelegene Insel wird dabei zur stillen Metapher für vernachlässigte Gegenden, in denen Infrastruktur zerfällt und Alltagsbewältigung zur kreativen Herausforderung wird. Kleine Details – von der defekten Mobilfunkantenne bis zur nostalgischen Telefonzelle – sorgen dabei für eine angenehm bodenständige Note, die gut mit dem sonst eher leichtfüßigen Ton des Films kontrastiert. Die bretonische Landschaft liefert zudem eine malerische Kulisse, die visuell allerdings kaum ausgeschöpft wird.
Altmodisch charmant
Trotz seiner sympathischen Grundidee bleibt der Film über weite Strecken zu konventionell. Die Regie verlässt sich auf vertraute Muster. Szenen wie die Verfolgungsjagd im Elektromobil hätten durchaus mehr Schwung und kreative Inszenierung vertragen. Auch die Nebenfiguren bleiben meist eher schematisch – mit Ausnahme einer Lottobeamtin mit Heidekraut-Allergie. Wo das britische Vorbild mit feinem Humor und Leichtigkeit punktet, bleibt Mimrans Version oft hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das Drehbuch verliert sich stellenweise in zu klischeehafte Missverständnisse – vom verlorenen Lottoschein bis hin zu haarsträubender Bürokratie. Wer sich auf das gemächliche Erzähltempo und den altmodischen Charme einlässt, wird mit einigen unterhaltsamen Momenten belohnt – allen voran dank des stimmigen Hauptduos Darmon und Bourdon.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
16. November 2021 – Sebastian Tegtmeyer
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