24. August 2022 – Stefan Angele
Jahr für Jahr über den Sommer trudeln ähnliche Nachrichten ein - Krankenhäuser, Arztpraxen, Notfallmediziner, das Rote Kreuz und Co. brauchen dringend mehr Blutspender. So auch das Universitätsklinikum Eppendorf hier bei uns in Hamburg. Dort sind die Lager etwas nur zu 50 Prozent gefüllt - ein Zustand, der schnell gefährlich werden kann für die Patienten.
Bis zu 600 Konversen fehlen
Laut Sven Peine, Facharzt für Transfusionsmedizin, liegen in den Vorratsräumen des UKE im Schnitt nur 600 bis 700 Konserven. Wünschenswert wären bis zu 1.200 Konserven, was für etwa eine Woche reicht. Es fehlt also ordentlich an Blut. Laut Peine ist die Spendenbereitschaft so gering, weil der "persönliche Antrieb fehlt, weil der persönliche Bezug zu dem Thema Krankheit und Unfall fehlt". Im UKE werden jährlich im Schnitt 40.000 Blutkonserven verbraucht. Deutschlandweit sind es demnach rund 3,5 Millionen
Jeder Blutkonserve wichtig
Dabei stellt Peine klar, dass jede Blutspende und jede Konserve wichtig ist. "Jede Blutkonserve macht einen Unterschied, jede Konserve macht einen Unterschied. Es ist nicht geschummelt und nicht gelogen, dass man mit jeder Blutspende ein Leben rettet", erklärt der Transfusionsmediziner. Der Spruch "Blut spenden und Leben retten" gilt also nach wie vor. "Wir müssen die Menschen erreichen und ihnen einfach nur sagen, dass sie den Unterschied machen", fasst es Peine zusammen. Viele Spender würden das mit Blick auf die gut ausgebildeten Ärzte und die Hochleistungsforschung am Ende aber gar nicht glauben. "Dass die Spender im Hintergrund am Ende aber den Unterschied machen nach einer schweren OP oder nach einer Chemotherapie, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder nicht, das ist vielen absolut nicht klar!"
Streitthema: Spende von Homosexuellen
Ein großer Streitpunkt bei der Blutspende ist weiterhin die Blutspende von homosexuellen Personen. Mittlerweile dürfen sie laut Sven Peine auch spenden, aber nur wenn, sie in den letzten vier Monaten Geschlechtsverkehr mit maximal einem Mann hatten. "Es geht auch da wieder um die Wahrscheinlichkeit, dass in der Spendergruppe jemand dabei ist, der eine durch Verkehr übertragbare Krankheit hat. Da ist es immer noch so, dass die häufigste Grund für eine HIV-Infektion weiterhin der Verkehr unter Männern ist", rechtfertigt Peine die Spendeneinschränkungen. Laut ihm seien daher lesbische Frauen die idealen Spenderinnen. Das sei die Gruppe, die am aller seltensten irgendeine Erkrankung wie Hepatis oder HIV mitbringt. "Aus diesem Aspekt wären das ideale Blutspenderinnen", erklärt es der Mediziner.
Blut spenden für die meisten problemlos
Dem Transfusionsmediziner nach sind im Normalfall die Blutspenden für den Spender problemlos. Er sagt: "Eine gute Freundin von mir ist eine ambitionierte Sportlerin und läuft sehr viel. Wenn sie Blutspenden geht, sagt sie, dass sie am nächsten Tag keinen Unterschied merkt." Spenden kann man ab 18 Jahren und dann bis etwa 70-75 Jahren. Dann könnten von 100 Hamburgern am Ende 70 kommen - es kommen im Schnitt aber leider nur 2.
Das gesamte Interview mit Sven Peine zum Nachhören
Das gesamte Interview mit dem UKE-Transfusionsmediziner Sven Peine hört ihr euch hier noch einmal an:
Wie belastend ist denn eine Blutspende überhaupt?
23.08.2022
UKE-Transfusionsmediziner Sven Peine - Belastung nach einer Blutspende