IBA-Präsentation im Wilhelmsburg: Bebauungsplan für Rathausviertel beschlossen

Bei einer Präsentation der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg kam es zu einem ungewöhnlichen Moment: Fast alle Anwesenden applaudierten, als Christian Hinz, Projektkoordinator der IBA, verkündete, dass der Bebauungsplan für das Wilhelmsburger Rathausviertel beschlossen wurde. Dies ist bemerkenswert, da IBA-Veranstaltungen normalerweise von kritischen Fragen begleitet werden. Die Bauwilligen wollen oft schneller starten, während Anwohner um den Verlust ihrer gewohnten Idylle und um Parkplätze fürchten. Diesmal war die Stimmung jedoch anders, da der Beschluss bedeutet, dass es auch in den angrenzenden Quartieren bald losgehen kann.

20 Prozent für Baugemeinschaften

Das Wilhelmsburger Rathausviertel ist das südlichste von drei Neubaugebieten, die auf der ehemaligen Trasse der Wilhelmsburger Reichsstraße geplant sind. Auf einer Fläche von 32 Hektar entstehen hier 1.600 Wohnungen, die eine Mischung aus Geschosswohnungsbau und Stadthäusern bieten sollen. Geförderter Wohnungsbau, der für die Mehrheit der Bevölkerung erschwinglich ist, wird den Großteil ausmachen. 20 Prozent der Fläche sind für Baugemeinschaften vorgesehen, was auf großes Interesse stößt. Laut IBA-Geschäftsführer Kay Gätgens ist der Startschuss für das Rathausviertel ein wichtiger Schritt für die Entwicklung bezahlbaren Wohnraums in Hamburg: „Damit entwickeln wir für die Hamburgerinnen und Hamburger bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum in zentraler Lage mit einem großen Anteil von Grün- und Freizeitflächen.“

4.800 neue Wohnungen in der Region geplant

Insgesamt sollen in der Region – im Rathausviertel, Elbinselquartier und Spreehafenviertel – 4.800 Wohnungen entstehen. Zusätzlich werden Schulen, Sportanlagen und 15 Kindertagesstätten gebaut. Quartiersplätze, Radschnellwege nach dem Vorbild von Kopenhagens „Supercykelsty“ sowie Carsharing- und Stadtradstationen sind ebenfalls geplant. Auf einigen Baufeldern gilt die Mietpreisbindung für bis zu 100 Jahre.

Pilotprojekt „Kostenreduziertes Bauen“

Das Rathausviertel wird zudem als Pilotprojekt für die Hamburger Initiative „kostenreduziertes Bauen“ dienen. Ziel ist es, durch die Entrümpelung von Vorschriften den Bauprozess zu beschleunigen und zu vereinfachen, um Bauherren und Bauprüfern Zeit und Geld zu sparen. Stadtentwicklungssenatorin Karin Pein plant, dieses Konzept in Kürze detailliert vorzustellen. 

Baustart ab Winter 2024

Die ersten Bauvorbereitungen und Erschließungen sollen noch im Winter 2024 beginnen. Der Hochbau ist für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant. Das Elbinselquartier wird etwa ein halbes Jahr später folgen, während das Spreehafenviertel voraussichtlich erst 2030 baureif sein wird.

Kritik von Umweltaktivisten

Trotz der positiven Stimmung gab es auch Kritik. Umweltaktivisten äußern seit längerem Bedenken gegen das Spreehafenviertel, da dort eine brachliegende Fläche mit spontan gewachsenen Bäumen gerodet werden soll. Sie werfen den Planern vor, den Naturschutz zugunsten des sozialen Wohnungsbaus zu opfern. Als Zeichen des Protests bestreuten sie das Modell des Viertels mit Spielzeuggrün und Plastikbäumchen. Die Bebauungspläne für das Spreehafenviertel und die südliche Hälfte des Elbinselquartiers befinden sich noch in Stadien, in denen politische und juristische Einflüsse möglich sind.

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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com

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