12. April 2023 – Stefan Angele
Die Corona-Krise hat am deutschen Ausbildungsmarkt tiefe Spuren hinterlassen und zu einer anhaltenden Flaute geführt. Noch nie seit der Wiedervereinigung standen in Deutschland weniger junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis als zum Jahresende 2022, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch (12.04.) berichtete. Nur 1,216 Millionen Auszubildende sind auch das Ergebnis fehlender Praktika und Kontaktmöglichkeiten während der Pandemie, gleichzeitig aber auch Ausdruck einer schon länger anhaltenden Krise des dualen Ausbildungssystems.
Immer weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen
Junge Menschen entscheiden sich immer seltener für eine duale Ausbildung: Trotz dringend benötigtem Fachkräftenachwuchs wurden im vergangenen Jahr mit 468.900 Verträgen deutlich weniger neue Ausbildungen begonnen als im letzten Vorkrisenjahr 2019 mit 510.900 Neuverträgen. Die geringe Steigerung um 0,6 Prozent gegenüber 2021 kann die Lücken der Vorjahre nicht ausgleichen. Zehn Jahre zuvor waren es noch fast 100.000 Neuverträge pro Jahr mehr (2011: 561.100).
Deutschland braucht dringend Auszubildende
Dabei würde der Nachwuchs wie auch qualifizierte Zuwanderer dringend gebraucht: Fachkräfte fehlen in Deutschland an allen Ecken und Enden. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass eine Branche vor schwerwiegenden Folgen warnt. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks zeichnet ein dunkles Bild, demzufolge im Handwerk 250.000 Fachkräfte fehlen, 30.000 Ausbildungsplätze unbesetzt sind und bei 125.000 Betrieben die Nachfolge in Frage steht. ZDH-Präsident Jörg Dittrich fordert eine Bildungswende: "Politik muss endlich für eine gleichwertige Behandlung von akademischer und dualer Ausbildung sorgen." Dennoch verzeichnete das Handwerk im vergangenen Jahr mit 127.400 Neuverträgen einen weiteren Rückgang der Berufsanfänger um 2,3 Prozent zum Vorjahr. Ärzte, Anwälte, Architekten und weitere freie Berufe stellten 43.400 junge Menschen ein, auch hier ein Minus von 2,5 Prozent. Im Bereich Industrie und Handel stieg die Zahl der Neuverträge in der Jahresfrist hingegen um 2,9 Prozent.
Immer mehr offene Lehrstellen
In der Corona-Zeit mit ihren mangelnden Kontakt- und Informationsmöglichkeiten ist auch die Zahl der unbesetzt gebliebenen Lehrstellen weiter gestiegen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) festgestellt hat. Bundesweit waren das 2021 rund 28 Prozent aller Angebote, im Osten blieb sogar mehr als jeder dritte Ausbildungsplatz (35 Prozent) unbesetzt. Nur noch gut jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) nahm 2022 neue Auszubildende an. Dass gleichzeitig 77 Prozent der Azubis nach ihrem Abschluss übernommen wurden, zeigt den hohen Bedarf der Unternehmen. Die IAB-Forscher empfehlen, mehr Betriebe ausbildungsfähig zu machen. Die bestehenden Ausbildungsbetriebe könnten zudem bei ihren Anforderungen kompromissbereiter sein und dem Nachwuchs mehr längerfristige Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
16. November 2021 – Sebastian Tegtmeyer
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