10. Oktober 2024 – Chiara-Lee Haartje
Die Hamburger Verkehrsbehörde möchte wieder eine Prüfung für Taxifahrer einführen. Die sogenannte Ortskenntnisprüfung war 2021 während Corona abgeschafft worden, jetzt soll es eine neue geben.
Die herkömmliche Ortskenntnisprüfung wurde 2021 abgeschafft, um den Einstieg in den Beruf zu erleichtern. Nach der Corona-Pandemie gab es einen akuten Personalmangel, und das Navigationsgerät hat in vielen Fällen die Notwendigkeit eigener Ortskenntnisse übernommen. Jetzt soll die Prüfung aber wieder eingeführt werden.
Beschwerden kommen immer häufiger vor
Es handelt sich um Einzelfälle, die jedoch kontinuierlich auftreten. Dabei geht es um abgelehnte, zu kurze Fahrten oder um Pauschalpreise anstelle der Nutzung des Taxameters, unfreundliche Konversationen oder auch größere Umwege. Besonders häufig scheinen solche Vorfälle bei Nachtfahrten mit Taxis vorzukommen, insbesondere auf der Strecke von der Reeperbahn nach Hause. Fahrer weigern sich "zu lange" Strecken zu fahren, wenn sie kurz vor ihrem Feierabend stehen und weisen auf andere Taxifahrer hin, die ja auch noch warten würden und dafür Zeit haben.
Nun sitzen oft "Pizzafahrer" am Steuer
Seit 2021 sind mehrere Tausend neue Fahrer in Hamburg in die Branche eingestiegen. Die erfahrenen Kollegen bezeichnen sie spöttisch als „Pizzafahrer“, da viele von ihnen zuvor in der Lieferung von Pizza, Lebensmitteln und Getränken tätig waren. Viele der neuen Taxifahrer scheinen nicht zu erkennen, dass der Umgang mit Fahrgästen im Taxi grundlegend anders ist als bei der Lieferung von Essen an die Tür. Immer wieder ist aus der Branche zu hören, dass dies ein wichtiges Thema darstellt. „Ein Hamburger Taxifahrer steigt aus, um einen Fahrgast zu begrüßen“, betont Jan Weber Vorstand der Genossenschaft Hansa-Funktaxi. Doch viele neue Fahrer sind mit diesem Grundsatz nicht vertraut, weil ihnen diese Praxis niemand beigebracht hat. Auch bei der Kommunikation zeigen sich zunehmend Mängel: „Die Sprachkenntnisse sind im freien Fall.“
Abgeschaffte Prüfung soll nun wieder eingeführt werden
Hamburg plant einen Kurswechsel: In naher Zukunft müssen neue Taxifahrer in der Hansestadt eine Prüfung ablegen, bevor sie Fahrgäste befördern dürfen. Dieser Schritt hat eine mehrjährige Vorgeschichte, die mit der Pandemie begann. Als ab Frühjahr 2020 die Nachfrage nach Taxifahrten stark zurückging, mussten viele Kleinunternehmer mit nur einem Wagen schließen, während größere Firmen ihre Fahrer entließen. Als das Geschäft schließlich wieder an Fahrt gewann, fehlte das Personal. In Reaktion darauf wurde am 1. August 2021 das bundesweit geltende Personenbeförderungsgesetz geändert.
Nun wird die Verkehrsbehörde aktiv
Wer in Hamburg eine Lizenz als Taxifahrer erwerben möchte, muss künftig wieder eine Prüfung ablegen – die sogenannte Fachkundeprüfung. Ihre bundesweite Einführung ist bereits seit 2021 geplant, doch der Prozess zieht sich hin. Immerhin liegt mittlerweile der Fragenkatalog vor, den angehende Taxifahrer beherrschen müssen. Dieser umfasst 200 Fragen, von denen 35 im weitesten Sinne mit Service und dem Umgang mit Kunden zu tun haben. Zusätzlich sollen alle Fahrer, die seit August 2021 ihre Lizenz erhalten haben, innerhalb eines Jahres nachträglich geprüft werden. Dies könnte bis zu 6000 Personen betreffen.
Die Abstimmung zwischen dem Bundesverkehrsministerium und den 16 Länderministerien gestaltet sich langwierig, weshalb Hamburg jetzt Druck macht. Die Bürgerschaft hat auf Antrag von SPD und Grünen beschlossen, dass der Senat die Einführung einer bundeseinheitlichen Regelung vorantreiben soll. Sollte dies nicht rechtzeitig gelingen, wird die Stadt eine eigene Prüfung zum Nachweis der Fachkunde einführen.
Die Behörde nennt keinen festen Termin, doch die Branche rechnet mit einer Einführung am 1. Januar 2025. Das Ausbildungszentrum der Genossenschaft Hansa-Funktaxi bereitet bereits Schulungskurse vor, die noch in diesem Jahr starten sollen.
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