08. September 2022 – Stefan Angele
Aus Protest
Norddeutsche Bäcker machen das Licht aus
Foto: Lysenko Andrii/Shutterstock
Wenn ihr heute früh oder am Abend zum Bäcker geht, kann es sein, dass es dunkler ist als sonst in der Filiale. Weil viele Bäcker befürchten, wegen der explodierenden Energiepreise aufgeben zu müssen, beteiligen sie sich an der Aktion "Uns geht das Licht aus - heute das Licht und morgen der Ofen?"
08.09.2022
Nachrichtenchef Rainer Hirsch über den Protest der Bäcker im Norden
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Symbolisch geht das Licht aus
Die Bäcker in ganz Norddeutschland wollen am Donnerstag (08.09.) symbolisch die Lichter ausgehen lassen. Angesichts der explodierenden Energiepreise fühlen sie sich vor allem von der Politik im Stich gelassen. Mit der Aktion wollen sie darauf aufmerksam machen, dass ohne Hilfen die Existenz vieler handwerklicher Bäcker bedroht ist. Bei der Aktion soll deshalb in den Verkaufsräumen kein Licht brennen. Der Verkauf gehe währenddessen "selbstverständlich weiter".
08.09.2022
Jan Loleit - Das ist während der Protestaktion geplant
Tausende Arbeitsplätze bedroht
In den fünf Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind nach Innungsangaben rund 800 Handwerksbäckereien mit vielen Tausend Verkaufsfilialen organisiert. Sie bildeten mit Betriebsgrößen vom Kleinstbetrieb bis zu Betrieben mit weit über 1.000 Mitarbeitern die mittelständische Wirtschaft ab. "Gerade dieser Mittelstand ist derzeit in seiner Existenz bedroht." Die Bäckereien fühlen sich von den enorm gestiegenen Energiepreisen besonders getroffen, weil ihre Produktion mit Backöfen und Kühlanlagen besonders energieintensiv sei. "Eine - wie Experten derzeit für mittelgroße Betriebe voraussagen - Versiebenfachung des Gaspreises und eine Vervierfachung des Strompreises bis 2023 können die Bäckereien nicht alleine auffangen", argumentieren sie. "In etwa 70 Prozent der Bäckereien sind Gasöfen in der Nutzung."
08.09.2022
Jan Loleit - So hoch sind die Energiekosten von Bäckern
Nicht nur Energiepreise steigen
Weil zudem wegen des angehobenen Mindestlohns die Personalkosten stiegen und sich die Preise für Mehl und andere Rohstoffe deutlich erhöht hätten, fühlen sich die Bäckereien einem "Kosten-Tsunami" ausgesetzt, wie es in einem Papier des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks heißt. Demnach können die "die dramatischen Kostensteigerungen nur begrenzt an Kunden weitergeben, weil sie sich im harten Preiswettbewerb mit der Industrie befinden". Besonders erzürnt den Handwerkszweig, der in der Coronakrise als systemrelevant anerkannt wurde, dass seine Betriebe keine Zuschüsse aus dem Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) des Bundes beantragen könnten. Denn sie stünden anders als viele andere Wirtschaftszweige nicht auf der Liste förderungsfähiger Unternehmen. Die Aufnahme in das EKDP müsse dringend nachgeholt werden, fordern die Bäcker seit Wochen. "Es kann nicht angehen, dass die Herstellung von zum Beispiel Wermutwein oder Tapeten förderfähig, Bäckereien aber ausgeschlossen sind."
08.09.2022
Jan Loleit - Deutsches Handwerk beim neuen Entlastungspaket nicht bedacht
Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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