19. Dezember 2020 – Stefan Angele

Impfungen, Lockdown, Weihnachen

Peter Tschentscher beantwortet eure Fragen zur Coronakrise

So hatte sich das Weihnachtsfest und auch den Rutsch ins neue Jahr wahrscheinlich keiner vorgestellt, als Deutschland Anfang November wieder in die Teil-Lockdown ging. Damals hieß es: Jetzt vier Wochen lang die Zähne zusammenbeißen, damit wir ein halbwegs normales Weihnachtsfest und einen spaßigen Silvesterabend feiern können. Davon ist Mitte Dezember absolut nicht mehr zu sprechen angesichts explodierender Infektions- und Totenzahlen ist Deutschland seit 16. Dezember wieder im kompletten Lockdown. Angesichts der Lage hat Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher den Austausch mit den Hamburgern grsucht und am Samstag (19.12.) von 11 bis 12 Uhr live bei Radio Hamburg mit euch gesprochen und eure brennendsten Fragen zur Coronalage und weiteren Entwicklung beantwortet

Wie feiern wir Weihnachten?

Dürfen wir an Weihnachten noch zu unseren Verwandten reisen? Kann ich mich vor meinem Familienbesuch irgendwo testen lassen? Wie hart wird der Lockdown wirklich und wann geht er los? Und wann starten eigentlich endlich die Impfungen und wer wird dann zuerst geimpft? Viele Unsicherheiten, Ängste, Unklarheiten und vor allem viele Fragen treiben die Hamburger momentan um, die Peter Tschentscher zusammen mit Radio Hamburg Nachrichtenchef Rainer Hirsch am Samstag (19.12.) eine Stunde lang live on Air beantwortet hat.

"Ich bin froh über jeden, der sich impfen lassen will!"

Tschentscher forderte im Gespräch mit Nachrichtenchef Rainer Hirsch und Moderator Jonas Salto die Hamburger zum Impfen auf. Allerdings solle sich jeder erst dann impfen lassen, wenn er an der Reihe sei. Man müsse die von der Expertenkommission festgelegte Reihenfolge beachten und könne dann die Impfung in den Testzentren in Anspruch nehmen. Tschentscher zeigte sich hoffnungsvoll, dass später, wenn weitere Covid19-Impfstoffe entwickelt seien, die z.B. keine extreme Kühlung bräuchten, auch eine Impfung beim Hausarzt möglich sei.

Der Erste Bürgermeister führte zudem aus, dass es für die Bewohner in Pflegeheimen gelte, soziale Isolation zu verhindern. Gleichzeitig müsse alles für den Schutz dieser „verletzlichsten Gesellschaftsmitglieder“ und für die Pflegekräfte in den Heimen getan werden. „Alle Pflegeheime sind aufgefordert, Konzepte für den Schutz der Bewohner und des Personals vorzulegen“, so Tschentscher. Pflegeheime können Antigen-Schnelltests nutzen, um Besucher auf das Corona-Virus zu testen, und sich die Kosten dafür erstatten lassen. Inwieweit sie diese Möglichkeit nutzen, hänge von den jeweiligen Hygienekonzepten ab.

Peter Tschentscher appellierte zudem an die Hamburgerinnen und Hamburger, zu Silvester keine Parties zu feiern und auch generell die Regelungen im Lockdown zu beachten. „Die meisten wissen, dass das Virus kein Weihnachten kennt. Die Lage ist ernst und wir erreichen viel, wenn wir den Lockdown nutzen und auf gewohnte Traditionen verzichten. Dies ist ein Jahr, wo wir alle uns ein Mal zurück nehmen müssen“, so der Erste Bürgermeister.

Die wichtigsten Aussagen des Interviews

Wer ihn in medizinsch-virologischer Sicht berät:

„Da ich in meinem ersten Leben Mediziner war und seit der Schulzeit im Gesundheitswesen gearbeitet habe, kann ich die Lage aus meiner Erfahrung heraus ganz gut einschätzen. Ich lese selber medizinische Studien und lasse mich zusätzlich beraten. Ich spreche gern mit Kollegen wie zum Beispiel Prof. Krause in Hamburg oder den Virologen vom Helmholz Zentrum.“

Über die Kitabetreuung im Lockdown:

„Wir sagen ganz klar: Wer kann, soll sein Kind zuhause betreuen. Aber wir müssen die Kitas für alle offen lassen, die zur Arbeit müssen, erst recht in systemrelevanten Berufen. Die Krankenschwestern, die zur Arbeit müssen, brauchen eine verlässliche Betreuung, besonders für kleine Kinder. Dabei haben wir, anders als zum Beispiel in Schleswig-Holstein, die Regel: Alle Kitas in Hamburg sollen die Kinder aufnehmen, die gebracht werden. Aber die Eltern die können, sollen zuhause betreuen. Ich verstehe, dass dies für die Erzieher in den Kitas schwierig ist und kann deren Sorge um die eigene Gesundheit gut verstehen. Allerdings ist es so, dass in den meisten Fällen Kitas ein niedriges Infektionsgeschehen aufweisen. Die Gesundheitsämter verfolgen gemeldete Fälle zudem intensiv nach. Die Kitas stehen mit der Sozialbehörde im Austausch und wir müssen diesen Balanceakt hinkriegen. Es ist so, dass die Betreuungszahlen von 80 Prozent auf 40 Prozent zurück gegangen sind, also die Zahl der betreuten Kinder ist deutlich zurück gegangen seit dem Lockdown.“

Über die technische Infrastruktur an Hamburger Schulen:

„Wir sind das einzige Bundesland, das den Digitalpakt II in Angriff genommen und umgesetzt hat. Wir sind weit vorne im Deutschland-Vergleich. Über 400 Schulen in Hamburg wurden bzw. werden mit Digital-Technik ausgestattet. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben sich sehr bemüht. Natürlich läuft nicht alles perfekt, das ist ja oft so in der IT. Das kennt man auch von sich zuhause, wenn man mal Technik installieren wollte. Eigentlich müsste alles funktionieren, aber das eine oder andere klappt dann doch nicht.“

Über noch nicht gezahlte Novemberhilfen:

„Wir sind hier genauso schnell wie die anderen Bundesländer. Aktuell kommen Abschlagszahlungen zur Auszahlung. Da das Hilfspaket aber viele Milliarden umfasst, muss das genau geprüft werden und die endgültige Abrechnung kann erst im Januar erfolgen. Wir haben in Hamburg zudem besondere Hilfen für Soloselbständige aufgestellt, weil diese Gruppe auf besondere Weise betroffen ist.“

Über die Zulassung von Impfstoffen:

„Das Prüfen von Impfstoffen ist ein sorgfältiger Vorgang. Wir können nicht auf Zuruf sagen „dann glauben wir das mal“ und lassen einen Impfstoff zu. Das muss sehr genau gemacht werden. Jede Charge, also jede Produktionsserie, muss gesondert nach den Kriterien für die Herstellung und Anwendung geprüft werden.“

Das Interview zum Nachhören

Das komplette, einstündige Interview mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher findet ihr jetzt hier zum Nachhören:

Peter Tschentscher im Corona-Interview bei Radio Hamburg
19.12.2020
Peter Tschentscher im Corona-Interview bei Radio Hamburg
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