13. November 2020 – Stefan Angele

Bund schlägt neuen Citytunnel vor

Rollt die S-Bahn bald unter der Außenalster durch die Stadt?

Hamburger Hauptbahnhof von innen
Foto: Abdel Rahman Abu Baker von Pexels

Hamburger Pendler wissen es schon längst, der Hamburger Hauptbahnhof platzt aus allen Nähten. Das führt zu vollen Bahnsteigen, verspäteten Zügen und unangenehmem Gedränge. Mit täglich mehr als 500.000 Besuchern ist der Hauptbahnhof sogar der mit Abstand meistfrequentierte Fernbahnhof Deutschlands und sogar einer der meistgenutzten Knotenpunkte in Europa. Die chronische Überlastung des Bahnhofs ist dabei seit Jahren immer wieder Thema für Umgestaltungen, Vergrößerungen oder anderen Plänen. Jetzt schlägt der Bund einen neuen S-Bahn-Tunnel unter der Stadt vor, um zwei Gleise im eigentlichen Hauptbahnhof für den Fernverkehr frei zu machen.

Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben

Um den Verkehr zu entzerren, hat der Bund am Donnerstagabend (12.11.) eine Machbarkeitsstudie für einen weiteren S-Bahn-Tunnel vorgelegt. Für mehr als drei Milliarden Euro sollen die S-Bahnen dann teilweise unter der Außenalster vom Hauptbahnhof zum neuen Fernbahnhof Diebsteich fahren. Die zwei jetzt von der S-Bahn im Hauptbahnhof genutzten Gleise würden dann dem Fernverkehr zur Verfügung stehen.

Tunnel soll für Entlastung sorgen

Der geplante, etwa 5,4 Kilometer lange Tunnel soll vom Hauptbahnhof über den Stephansplatz, Schlump, Dormannsweg zum künftigen Fernbahnhof Diebsteich führen, sagte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU). "Wenn wir Mitte der 30er fahren, ist das ehrgeizig, aber machbar", sagte Ferlemann. Der Bund würde nach seien Angaben einen großen Teil der Kosten übernehmen.

Verkehrssenator Tjarks noch zurückhaltend

Hintergrund der Tunnelplanung sind auch die Pläne der Bundesregierung, die Zahl der Passagiere im Nah- und Fernverkehr der Bahn zu verdoppeln und den Marktanteil des Güterverkehrs auf der Schiene auf 25 Prozent zu steigern. Eigentlich ganz im Sinne der Grünen, die ja in Hamburg mitregieren und sogar für die Verkehrspolitik in der Stadt mit verantwortlich sind. Hamburgs Grüner Verkehrssenator Anjes Tjarks zeigte sich zunächst aber zurückhaltend. "Für eine erfolgreiche Mobilitätswende brauchen wir eine Kapazitätserweiterung auf der Schiene, das steht außer Frage. Die Ideen, die der Bund entwickelt hat, sind ein erster Aufschlag, der nicht nur Lösungen, sondern auch viele Herausforderungen bringt." Man müsse jetzt erörtern, was machbar sei. Er zählte dazu unter anderem die Finanzierung, die Streckenführung und den Denkmalschutz. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Gerrit Fuß, betonte mit Blick auf den vorgeschlagenen Tunnel durch die Innenstadt: "Hier kann seitens des Bundesverkehrsministeriums keine Vorfestlegung ohne Beteiligung Hamburgs stattfinden." Man müsse jetzt einen Schritt zurückgehen und die Eckpunkte transparent diskutieren und die Öffentlichkeit in die Planung einbeziehen.

Planungen gehen weiter

"Es ist grundsätzlich möglich eine vernünftige Lösung für einen S-Bahntunnel zu finden", sagte Thomas Schmiers von der Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan. Der Vorteil: Durch den Tunnel könnten die zwei jetzt von der S-Bahn im Hauptbahnhof genutzte Gleise dem Fernverkehr überlassen werden. Gleiches gelte für die dann allerdings noch umzubauende Verbindungsbahn (Dammtor, Sternschanze, Holstenstraße). Die Kosten für den Tunnel bezifferte Schmiers auf rund 2,82 Milliarden Euro, die für die Ertüchtigung der Verbindungsbahn auf knapp 250 Millionen Euro. "Vom Grundsatz her, das kann ich sagen, steht der Bund Gewehr bei Fuß", sagte Ferlemann mit Blick auf die Finanzierung. Wenn es nach ihm alleine ginge, würde er noch in diesem Jahr die zweite ergänzende Studie beauftragen. Er kündigte an, jetzt mit dem Senat ins Gespräch zu kommen.

Alle Infos zum Verkehr

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