30. Juli 2020 – Stefan Angele

Viele Regeln kaum umsetzbar

Schulstart in Hamburg mit vielen Fragezeichen

Lehrer im Radio Hamburg Interview

Klassenraum mit Stühlen Tischen und Tafel
Foto: Shutterstock

Ab dem 06. August startet in Hamburg wieder für alle Schüler der Unterricht. Ziel ist es es inmitten der Coronakrise den Unterricht so normal wie möglich ablaufen zu lassen. Dazu gehört auch Präsenzunterricht für die einzelnen Klassenverbände. In den einzelnen Klassen sollen die Abstands- und Kontaktbeschränkungen damit aufgehoben werden, zwischen verschiedenen Klassen gelten sie aber weiterhin. Doch was halten Lehrer von diesem Plan? Wie bereiten sie sich auf den Unterricht vor und wie soll das alles an den Schulen ablaufen? Die Radio Hamburg Morningshow mit Birgit Hahn und André Kuhnert hatte am Donnerstagmorgen (30.07.) die Chance mit einem Lehrer zu sprechen, der spannende Einblicke in den neuen Schulalltag geben konnte.

"Angst schwingt mit"

Jörg Simsky vom Gymnasium Hummelsbüttel stellt direkt klar: "Wir alle sehnen uns nach Normalität und dass wieder ganz normaler Unterricht losgehen kann, aber ein bisschen Angst schwingt schon noch mit." Es sei für die Lehrer schon eigenartig, dass die Kinder und Jugendlichen in den Klassenzimmern ohne Masken sitzen würden, die Lehrer dann aber im Klassenzimmer möglichst viel Abstand einhalten müssten. Da seien schon noch viele Unsicherheiten da.

Masken und Visiere für Lehrer im Grunde nutzlos

Lehrer dürften im Unterricht zwar mit Masken und Visieren arbeiten, wenn sie das möchten, da allerdings die Schüler nicht verpflichtet seien dies ebenfalls zu tun, sei der Schutz für den Lehrer trotz Maske natürlich nicht so groß, wie wenn eine allgemeine Maskenpflicht auch in den Schulen gelten würde. "Ich würde mich damit besser fühlen. Wenn ich dann aber eine Maske trage, hilft das nicht viel", so Simsky.

Abstandsregeln oft kaum umsetzbar

Außerhalb des Klassenzimmers müssen die Lehrer dann aber durchaus Abstands- und Kontaktregeln einhalten. Für Simsky kaum umsetzbar: "Im Lehrerzimmer Abstand einhalten, das geht gar nicht. Die sind viel zu klein. Das wird nicht funktionieren." Jeder Lehrer müsse sich in diesem Fall selbst disziplinieren. Externe Vorsichtsmaßnahmen wie Wände oder dergleichen gebe es nicht, um die Abstände einzuhalten. Große Angst hätten natürlich alle, um die Kollegen mit Vorerkrankungen oder Personen, die in die Risikogruppe fallen. Laut Anordnung der Schulbehörde müssen diese Lehrer nicht in der Schule sein und Präsenzunterricht anbieten. "Wird man dann von der Schulleitung stigmatisiert, wenn man keinen Präsenzunterricht anbietet? Das ist natürlich auch eine Gefahr, die niemand will", erläutert Simsky. Viele Lehrer könnten also trotz der erhöhten Infektionsgefahr trotzdem in den Schulen aufschlagen.

Zeitmanagement der Behörde katastrophal

Besonders beklagt sich Gymnasiallehrer Jörg Simsky über das Zeitmanagement der Schulbehörde. Erst am Dienstagabend (28.07.) seien die Lehrer und auch die Schulleitungen über die Coronapläne offiziell informiert worden. "Das ist vier Tage vor Unterrichtsbeginn. Das ist viel zu kurzfristig. Das hätte man auch schon vorher machen können. Die Maßnahmen sind ja nicht vom Himmel gefallen. Das hätte man viel früher kommunizieren können", so Simsky im Interview mit der Radio Hamburg Morningshow. Das sei natürlich für die Schulleitungen eine enorme Herausforderung jetzt noch schnelle neue Stundenpläne zu erstellen.

Reiserückkehrer als Gefahr?

Besonders im Fokus stehen momentan die Urlauber, die aus zahlreichen Risikoländern zurück nach Deutschland kommen und möglicherweise unbemerkt das Virus mit einschleppen. Gerade nach den Sommerferien prallen hier in den Schulen Rückkehrer aus vielen verschiedenen Ecken der Welt aufeinander. Experten befürchten, dass Schulen so schnell zu Virusschleudern werden könnten. Am Ende hätten die Schulen selbst aber keine Handhabe über mögliche Schulschließungen. Das entscheiden allein die Länder. Laut Schulsenator Ties Rabe seien die Schulen auch die letzten Institutionen, die man im Ernstfall wieder schließen wolle. "In allen Schulen liegen aber Pläne vor für die verschiedenen Varianten", so der Hummelsbütteler Lehrer. Abschließend sagt er - Ja, er gehe zur Arbeit, fühle sich aber trotzdem unsicher und auch nicht wirklich gut vertreten. Kein wirklich guter Start in ein wahrscheinlich sehr ungewöhnliches neues Schuljahr...

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