01. Dezember 2021 – Sebastian Tegtmeyer
Weihnachten - das Fest der Liebe und des Streits. Immer wieder kommt es an den Festtagen in der Familie und bei Paaren zu Konflikten. Warum ist das so, wie kann ich das verhindern und wie vermeide ich unangenehme Corona-Gespräche?
Paartherapeut Eric Hegmann, warum verlaufen die Weihnachtsfeiertage oft so wenig harmonisch?
“Zum Einen sind natürlich die Feiertage, wo Menschen zusammen sind die sonst vielleicht weniger Zeit miteinander verbringen, schon ein bisschen anstrengender und dann ist das neue Jahr auch immer so ein Test. Will man vielleicht etwas ändern, will man an seinen Lebenszielen vielleicht auch etwas verändern. Das kann durchaus auch einmal die Beziehung beinhalten.”
Was sind denn so typische Gründe, warum sich Paare streiten an Weihnachten?
“Ganz häufige Streitgründe sind beispielsweise Familienfeiern. Also fahren wir zu deiner Familie, fahren wir zu meiner Familie? Dann die Arbeitsteilung bei den Vorbereitungen. Wie viele Mitglieder der Familie oder Freunde sollen eingeladen werden? Dann gibt es natürlich auch unterschiedliche Bräuche und Traditionen. Selbst sowas banales wie 'was sehen wir an Weihnachten im Fernsehen?' kann ein Streitthema werden."
Weihnachten ist eigentlich das Fest der Harmonie. Ist diese Erwartung trügerisch?
“Dass Weihnachten das Fest der Harmonie sein soll, ist ja eine schöne Erwartung und Hoffnung. Aber je höher eine Erwartung ist, desto größer ist auch der Fall und die Enttäuschung, wenn es nicht so eintrifft wie man sich das gewünscht hat. Denn die eigene Biographie und Historie hat ja sehr viel damit zu tun, womit man Weihnachten verbindet und was man erneut erleben möchte. Es ist sinnvoll, sich darüber auszutauschen, denn möglicherweise sind die Erfahrung sehr unterschiedlich gewesen und dadurch auch die Erwartungen ganz andere.”
Was kann ich denn an Heiligabend machen, um nicht spätestens nach dem dritten Glas Wein mit dem Partner oder der Partnerin zu streiten?
“Nicht auf der Sachebene bleiben und versuchen, sich mit Argumenten gegenseitig zu bewerfen. Denn das ist unglaublich ermüdend und hat auch den großen Nachteil, werde ich nicht verstanden, werde ich nicht gehört. Dann habe ich den Eindruck, hier stimmt etwas nicht. Es ist sinnvoll, auf der emotionalen Ebene solche emotionalen Konflikte auch zu besprechen. Heißt, ‘ich habe die Sorge, dass…’. Das sind die besseren Einstiege in einen Konflikt, der dann auch nicht zum Streit eskalieren muss.”
Sollten denn andere, die mit am Tisch sitzen, einschreiten, wenn sich ein Paar streitet?
“Es kann sehr verschiedene Effekte erzielen, wenn man in einen Streit als Außenstehender eingreift. Das kann für das Paar das streitet beispielsweise sogar ganz sinnvoll sein. Weil, die haben dann plötzlich einen gemeinsamen Gegner, verbünden sich und fühlen sich wieder als Team und nicht mehr als Feinde. Das wäre positiv, ist aber schlecht für denjenigen, der in den Streit eingestiegen ist. Aus diesem Grund würde ich immer empfehlen, lasst es lieber. Aber macht vielleicht deutlich, dass das nicht der Grund ist, warum man gemeinsam feiern wollte, anderen beim Streit zuzusehen.”
So vermeidet ihr Debatten über das Thema Impfen
In diesem Jahr könnte noch eine weitere emotionale Debatte dazukommen: zwischen Geimpften und Ungeimpften. Wie ich diese Debatte führe, damit es nicht gleich brennt unter dem Baum, fragen wir die Diplom-Psychologin und Autorin Ulrike Scheuermann.
Wie könnten wir denn im Vorfeld schon verhindern, dass es zum Impfstreit kommt?
“Wir könnten uns im Vorwege mit den Menschen, mit denen wir feiern wollen, darauf verständigen, dass wir das Thema ausklammern, weil wir eh unterschiedlicher Meinungen sind.”
Wie verändert sich denn die Beziehung zu Verwandten durch so einen Streit?
“Aus verschiedenen Studien weiß man, dass gerade mit Verwandten Konflikte oder Streit gar nicht dazu führen, dass mehr Distanz entsteht. In Freundschaften muss man tatsächlich mehr dafür tun, dass sie Konflikte überstehen. In der Verwandtschaft und der Familie ist es so, dass Konflikte sogar zu mehr Nähe beitragen können.”
Wie spreche ich denn über das Impfen, damit die Stimmung nicht gleich kippt?
“Bei diesem Thema braucht man kaum davon auszugehen, dass die Stimmung nicht kippt, weil es eben so hochgekocht ist. Und die beste Möglichkeit, dieses Thema nicht auszusparen aber auch nicht sofort in verhärteten Fronten vom Tisch aufzuspringen, ist, dass man auf die möglichst dahinter liegenden Emotionen - und das sind vor allem Ängste - hinweist.”
Wie kann ich das zum Beispiel machen?
“Indem man zum Beispiel fragt, erzähl doch mal, was ist die Sorge und was ist deine Angst, warum du dich nicht impfen lassen willst? Ich will es dir gar nicht ausreden, sondern ich würde gerne verstehen, warum das bei dir so ist. Und da muss man nicht drüber argumentieren, diese Sorge oder diese Angst ist einfach da. Da geht es vor allem darum, sich gegenseitig zu verstehen und dadurch zu vermitteln, ich bin an dir als Mensch weiterhin interessiert.”
Und wenn es zu emotional wird: das Thema am besten beenden?
“Beenden ist oft eine gute Lösung, um noch weiter zusammen feiern zu können. Ich würde aber auch immer empfehlen, dass direkt anzusprechen und zu sagen, okay, wir haben uns jetzt über das schwierige Thema Impfen unterhalten und merken, wir kommen nicht weiter. Lassen wir es für den Rest des Abends bleiben. Wir haben unterschiedliche Positionen und damit müssen wir jetzt leben. Widmen wir uns jetzt dem Weihnachten Feiern.”
Jetzt muss ich mir auch überlegen, ob ich ungeimpfte Verwandte überhaupt einlade zum Fest. Was passiert denn dann?
“Dann wird es sicher ein schwieriges Gespräch, aber wen man in sein Haus einlädt, bleibt weiterhin die eigene Entscheidung. Und da sollte man auch sehr auf sein Bauchgefühl hören. Und man kann sich auch fragen, was wäre, wenn zum Beispiel eine Ansteckung passiert. Kann ich das mit meinem Gewissen vereinbaren oder möchte ich es nicht tun?”
15. September 2021 – Sebastian Tegtmeyer
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