30. Dezember 2024 – Mira Oetinger
Vögel fliegen gegen Glasscheiben, Igel zucken in ihrem Winterschlaf: Silvester bedeutet für Wildtiere oft großen Stress. Tierschützer sorgen sich vor allem um den Energieverlust.
Wenn in der Silvesternacht die Böller explodieren und Raketen durch den Himmel zischen, werden zahlreiche Wildtiere aus ihrer Ruhe gerissen. Vögel steigen in den Luftraum auf, um dem Lärm und den grellen Lichtern zu entkommen. Rehe und Hirsche fliehen in abgelegenere Gegenden. Tierschutz-Gruppen machen darauf aufmerksam, dass die Tiere für die Flucht wertvolle Energiereserven aufwenden müssen. "Für Wildtiere ist Silvester ein Ausnahmezustand", sagt Lea-Carina Hinrichs, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. "Der Lärm von Feuerwerkskörpern versetzt viele Tiere in Alarmbereitschaft. Das kostet Energie, die sie gerade in der nahrungsarmen Winterzeit dringend brauchen."
Weniger Schlaf und Zeit zum Ausruhen
Vor allem Vögel reagierten stark auf Böller und Raketen, ergänzt Martin Rümmler, Vogelschutzexperte beim Naturschutzbund Nabu. "Sie fliehen in große Höhen, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück." Flüchteten Vögel in Schwärmen in großer Panik, könnten sie gegen Glasscheiben oder Stromleitungen prallen. Dicht besiedelte Gebiete, wo viel geknallt werde, würden von den Vögeln sogar komplett verlassen, erklärt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). Dabei erreichten die Vögel Höhen von mehr als 1.000 Metern, während normale Pendelflüge unter 100 Metern lagen. Nach dem Schrecken müssten die Vögel dann neue Rastplätze suchen, was sie weiter schwäche.
Manchmal sogar lebensbedrohend
Auch Füchse, Hasen, Wildschweine und Biber reagierten oft mit Flucht auf den Lärm, erklären die Tierschützer. Fledermäuse würden ebenfalls gestresst. Und selbst Tiere im Winterschlaf, wie der Igel, könnten durch die lauten Feuerwerke gestört werden. Sie zuckten dann im Schlaf oder wachten sogar auf, liefen umher und verbrauchten so unnötig Energie. "Diese überlebenswichtigen Energiereserven können sie oft nicht ersetzen, was zu Krankheiten und sogar zum Tod führen kann", erklärt die Deutsche Umwelthilfe auf Anfrage. Das könne auch Vögeln passieren, wenn diese in Panik auffliegen. "Die Reaktionen reichen von erhöhtem Herzschlag bis zur völligen Erschöpfung."
Bitte um Verzicht und Umsicht
Zahlreiche Tierschutz- und Umweltschutzorganisationen fordern ein Verbot privater Feuerwerke. "Städte, die bereits ein Feuerwerksverbot eingeführt haben, wie in den Niederlanden, zeigen positive Effekte auf die lokalen Tierbestände und eine deutlich geringere Zahl an Verletzungen und Todesfällen bei Tieren", sagt die Umwelthilfe. Und wenn schon geböllert werden muss - dann doch bitte nur auf betonierten und asphaltierten, baumfreien Plätzen, appelliert beispielsweise der Naturschutzbund Nabu Leipzig. "Vor allem in der Nähe von Wäldern und Feldern sowie in Parks und an Gewässern sollten keine Raketen oder Böller gezündet werden", erklärt auch Hinrichs von der Wildtier Stiftung.
Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes sind auch die Reste des Feuerwerks risikoreich für Wildtiere. So könnten beispielsweise die Kunststoffkappen der Raketen zu Magen- und Darmverschlüssen führen. Deswegen sollten die herumliegenden Plastikteile, scharfkantigen Metallhülsen und Drähte unbedingt eingesammelt werden, damit kein Tier diese verschlucke oder sich daran verletze.
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