11. Januar 2023 – Sebastian Tegtmeyer

Unverständnis in Schleswig-Holstein & Niedersachsen

Viel Gegenwind für Peter Tschentscher für Schlick-Verklappung

Mit einem neuen Plädoyer für eine Verbringung des Schlicks aus der Elbvertiefung in die Hamburger Außenelbe stößt Bürgermeister Peter Tschentscher auf Widerspruch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Insel Scharhörn
Insel Scharhörn I Foto: Agami Photo Agency, Shutterstock

Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein hätten eine Verabredung getroffen, sagte der Pressesprecher des von den Grünen geführten Umweltministeriums in Kiel, Matthias Kissing. "Wir gehen davon aus, dass Hamburg sich als ehrbarer Kaufmann an diese Verabredung hält." Der Landtag habe sich erst kürzlich klar und fraktionsübergreifend gegen eine Verklappung bei Scharhörn ausgesprochen.

Eine Schlickdeponie in dem Bereich wäre eine ernsthafte Bedrohung für das Weltnaturerbe Wattenmeer mit hochriskanten Auswirkungen für Pflanzen- und Artenwelt und schon deshalb rechtlich unzulässig, sagte der Kieler Sprecher. Es gehe nun darum, gemeinsam Lösungen für ein langfristiges nachhaltiges Sedimentmanagement zu suchen. "Die guten Gespräche mit Hamburg und Niedersachsen in den letzten Wochen stimmen die Landesregierung optimistisch, dass wir auf einem guten Weg sind."

Unverständnis auch bei Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer

Auch in Niedersachsen trifft Tschentschers Vorstoß auf Unverständnis. "Mich wundert und irritiert der erneute Hamburger Vorstoß sehr", sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). "Alle beteiligten Länder waren sich einig, mit dem weihnachtlichen Schlickfrieden einen guten und wichtigen Schritt in Richtung einer vernünftigen und tragfähigen Lösung gemacht zu haben." Daran seien Schleswig-Holstein und Niedersachsen weiterhin interessiert. "Eine Schlickverklappung vor Scharhörn lehnen wir nach wie vor ab", sagte Meyer.

Hamburgs Umweltsenator ebenfalls zurückhaltend

Und auch Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat zurückhaltend auf den neuerlichen Vorschlag von Bürgermeister Peter Tschentscher reagiert. Die zuständigen Fachbehörden Umwelt und Wirtschaft sowie die Senatskanzlei hätten kurz vor Weihnachten gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen eine vernünftige Vereinbarung getroffen, sagte der Grünen-Politiker. "Wir haben dadurch Zeit gewonnen, neue Verbringstellen zu prüfen und nach einer Lösung zu suchen, die langfristig trägt." Dies sei eine große Chance, zusammen mit den Nachbarländern und dem Bund ein nachhaltiges Sedimentmanagement auf die Beine zu stellen. "Das sollte man nicht auf’s Spiel setzen. Ich fühle mich an diese getroffene Vereinbarung gebunden", sagte Kerstan.

Tschentscher erneuert überraschend Pläne zur Verklappung von Elbschlick bei Scharhörn

Tschentscher hatte am Dienstagabend im Übersee-Club überraschend die Pläne zur Verklappung von Elbschlick bei Scharhörn erneuert, wonach jährlich rund zweieinhalb Millionen Kubikmeter aus dem Flusslauf ausgebaggerten Sediments nahe der zur Hansestadt gehörenden Insel im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer abgeladen werden sollen. Obwohl der Bund nicht weit entfernt beim Neuen Lüchtergrund die vierfache Menge Schlicks in der Elbmündung ablagere, würden die Hamburger Pläne als Ärgernis verstanden, "weil wir angeblich die Natur gefährden", sagte Tschentscher. Dies sei gar aber nicht der Fall. Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatten sich im Streit um den Elbschlick kurz vor Weihnachten darauf verständigt, vorerst keine Sedimente vor Scharhörn zu verklappen, sondern sie zunächst zum Seezeichen Tonne E3 bei Helgoland zu bringen. Aus Kiel hatte es im Anschluss geheißen, die Hamburger Scharhörn-Pläne seien damit vom Tisch.

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(Quelle: dpa)

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