30. Juni 2021 – Stefan Angele
Es ist eine der wichtigsten Fragen in der Coronakrise: Wie lange hält die schützender Wirkung einer Corona-Impfung an? Erste Studien zeigen jetzt, dass die Schutzwirkung sogar deutlich länger bestehen könnte als ursprünglich angenommen - möglicherweise sogar ein Leben lang. Doch wie sind die ersten Studienergebnisse zu deuten. Prof. Dr. med. Julian Schulze zur Wiesch, Leitender Oberarzt in der Infektiologie am UKE ordnet exklusiv für Radio Hamburg die ersten Studienergebnisse ein.
Impfstoff löst wohl starke Immunreaktion aus
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer löst offenbar eine relativ langanhaltende starke Immunreaktion aus. US-Mediziner wiesen bei Geimpften noch drei Monate nach der zweiten Dosis sogenannte B-Gedächtniszellen des Immunsystems nach, wie sie im Fachblatt "Nature" berichten. "Das belegt eine wirklich robuste Immunreaktion", betont Co-Studienleiterin Rachel Presti von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Carsten Watzl vom Leibniz Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) stimmt dieser Einschätzung zu. "Das ist sehr erfreulich. Aber ob und wie weit sich daraus eine lang andauernde Immunität ableiten lässt, ist offen", sagt der Immunologe mit Blick auf die tatsächliche Schutzwirkung der Impfung.
Wie lange hält Schutz insgesamt?
Dass die mRNA-Impfungen mindestens sechs Monate lang zuverlässig vor der Erkrankung Covid-19 schützen, ist bekannt. Unklar ist dagegen, wie lange der Schutz darüber hinaus anhält. Um die immunologischen Prozesse zu klären, untersuchte das Team um die Infektiologin Presti und den Immunologen Ali Ellebedy gesunde Menschen nach den beiden im Abstand von drei Wochen verabreichten Impfdosen. Das Präparat wird in den Oberarm injiziert. In den Wochen nach den Impfungen entnahmen die Forscher Menschen mehrmals Proben aus Lymphknoten der benachbarten Achselhöhle. Diese untersuchten sie auf sogenannte Keimzentren: Sie bilden die B-Gedächtniszellen der Körperabwehr und bauen im Fall einer Infektion rasch eine gezielte Abwehrreaktion auf. "Keimzentren sind der Schlüssel zu einer dauerhaften schützenden Immunreaktion. Dort wird unser Immungedächtnis gebildet", erläutert Ellebedy. Von zehn Teilnehmern analysierten die Forscher Proben, die noch zwölf Wochen nach der zweiten Impfdosis entnommen wurden. Bei acht von ihnen fanden sie Keimzentren mit auf den Erreger abzielenden B-Zellen, wie sie berichten. "Das ist ein gutes Zeichen", sagt Watzl. "Die Studie bietet einen einzigartigen Einblick in die Prozesse in den Lymphknoten."
Noch viele Fragen offen
So viel Enthusiasmus die Studie versprüht, so sehr muss man sich aber auch vor Augen rufen, dass die Datengrundlage noch sehr dünn ist, so der UKE-Experte im Radio Hamburg Interview. Sie liefert interessante Hinweise auch darauf, dass MRNA-Wirkstoffe eine hohe Wirksamkeit haben. Es fehlen aber noch weitere Studien, um konkrete Schlüsse zu ziehen. Was Prof. Dr. med. Julian Schulze zur Wiesch, Leitender Oberarzt in der Infektiologie am UKE sonst noch zur Studie zu sagen hat, hört ihr euch jetzt einfach noch einmal im gesamten Interview an:
01.07.2021
Wie lange hält die Schutzwirkung einer Coronaimpfung an