31. Mai 2021 – Stefan Angele
Die Corona-Lage entspannt sich langsam, die Impfungen zeigen Wirkung, die dritte Welle scheint beinahe besiegt: Die guten Nachrichten locken wieder mehr Menschen auf die Straßen Hamburgs. Am Wochenende waren an den beliebten Orten der Hansestadt viele unterwegs. Und damit musste auch die Polizei wachsamer sein: Kontrollen zur Einhaltung der Coronaregeln gehörten nach Angaben eines Polizeisprechers mittlerweile zum Alltag. "Auch heute, wo sich Hamburg von seiner besten Wetterseite zeigt, kontrollieren wir natürlich", sagte er am Sonntag (30.05.). Tagsüber seien dabei bislang keine größeren Verstöße festgestellt worden.
Polizei nachts im Großeinsatz
Auch nachts hatte die Polizei viel zu tun. Dabei gab es mehr Arbeit: Nach einer illegalen Rave-Party räumten die Beamten in der Nacht zu Sonntag (30.05.) das Schanzenviertel. In der Spitze hatten dort etwa 4.500 Menschen zusammen gefeiert und getrunken, wie die Polizei mitteilte. "Es ist bedauerlich, dass es an diesen Hotspots offenbar Menschen gibt, die mit der gewonnenen Freiheit nicht umgehen können und damit die Gesundheit aller aufs Spiel setzen", sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zu den Vorfällen. Zuvor war bereits die Schließung der Gastronomiebetriebe und Kioske im Bereich des Schulterblatts ab 23.00 Uhr verfügt worden, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Diese waren rege besucht und auch hier hielten sich viele Menschen nicht an die Hygienevorschriften zur Eindämmung des Coronavirus. Im Verlauf des Abends ahndeten Polizisten mehr als 80 Verstöße, wie es hieß. Unter anderem wurde auch eine illegale Karaoke-Party in der Großen Freiheit mit etwa 50 Menschen aufgelöst. "Die Pandemie ist noch nicht überstanden und insofern werden wir unsere Kontrollen auch weiterhin fortsetzen und gegen Verstöße konsequent vorgehen", so der Polizeipräsident.
Rave-Party gerät außer Kontrolle
Etwa 1500 Menschen hatten in der Nacht zu Sonntag zunächst im Florapark mit lauter Musik gefeiert, wie ein Polizeisprecher sagte. Dafür hatten sie eine Musikanlage auf einem Lkw aufgebaut. Da von einer Großzahl der Feiernden gegen die Abstände und Maskenpflicht wegen der Corona-Schutzordnung verstoßen wurde, löste die Polizei die Party auf. Als die Musik abgeschaltet war, strömten viele Menschen ins Schanzenviertel und feierten dort weiter, wie der Sprecher sagte. Als die Einsatzkräfte weiter durchgriffen, wurden vereinzelt Flaschen aus der Menge geworfen. Zwei Polizeibeamte wurden leicht verletzt. Mehrere Streifenwagen wurden beschädigt. Auch eine unbeteiligte Passantin bekam eine Flasche ab, blieb jedoch unverletzt. Die Polizei stellte die Identitäten mehrerer Beteiligter fest. Festgenommen wurde aber niemand. Ab etwa 3.30 Uhr leerte sich das Schanzenviertel nach Angaben des Sprechers dann schließlich merklich. Gegen 4.00 Uhr konnte der Einsatz beendet werden. Die Polizei war zeitweise mit bis zu 100 Einsatzkräften vor Ort.
Ganzes Wochenende turbulent für die Einsatzkräfte
Schon Freitag- und Samstagabend hatten sich zudem viele Menschen nicht an die Hygiene- und Abstandsregeln in mehreren Gastronomiebetrieben in der Schanze und St. Pauli gehalten. Das Einhalten der Abstandsregeln war in den Freibädern der Stadt dagegen leichter. Die Zahl der Besucher war einem Bäderland-Sprecher zufolge zunächst eher überschaubar. Zudem hatten sich vor allem Schwimmer mit Neopren-Anzügen ins gerade einmal 15 Grad Celsius kalte Wasser gewagt.
Politik zeigt sich von Partywochenende schockiert
Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank verurteilte die Verstöße scharf. "Was sich am Wochenende in der Schanze abgespielt hat, war total daneben", sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag. Sie könne zwar verstehen, dass "jetzt alle raus, Leute treffen, den Frühling genießen" wollten. "Aber das war eine rücksichtslose Massenparty mit Potenzial für ein mögliches Corona-Superspreaderevent." Wenn sich die Lage nicht entspanne, müsse im Senat über Maßnahmen beraten werden, fügte sie hinzu. "Auf dem Ballermann geht es zur Zeit gesitteter zu als auf dem Schulterblatt", sagte sie.
Coronazahlen in Hamburg weiter rückläufig
Unterdessen ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Wochenvergleich weiter gesunken: Am Sonntag (30.05.) kamen der Gesundheitsbehörde zufolge 42 neu nachgewiesene Fälle hinzu, am Samstag waren es 68. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, sank auf 24,0. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 39,9. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Hamburg gestorbenen Menschen erhöhte sich laut Robert Koch-Institut (RKI) um 6 auf 1.563. Insgesamt haben sich in der Pandemie der Gesundheitsbehörde zufolge bisher nachweislich 76.209 Hamburger mit Sars-CoV-2 infiziert; 72.000 von ihnen gelten nach RKI-Angaben als genesen. Dem RKI zufolge haben in Hamburg bis einschließlich Freitag 747. 170 Menschen zumindest eine Erstimpfung erhalten, 300.867 auch eine zweite.
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