30. August 2022 – Zoe Groening (deaktiviert 16.07.24)
In Hamburger Pflegeeinrichtungen soll die Zeitarbeit eingedämmt werden. Zumindest wenn es nach dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste und der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft geht, die jetzt konkrete Maßnahmen vom Hamburger Senat und den Kranken- und Pflegekassen fordern.
Zeitarbeit in Hamburger Pflegeeinrichtungen und Kliniken macht den Pflegeberuf unattraktiv und sorgt jedes Jahr für Mehrkosten von rund 15 Millionen Euro. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) und die Hamburgische Krankenhausgesellschaft e.V. (HKG) fordern den Bundesgesetzgeber, den Hamburger Senat sowie die Kranken- und Pflegekassen deshalb zu konkreten Schritten für eine Eindämmung der Zeitarbeit in der Pflege auf.
Pflegeeinrichtungen müssen notgedrungen auf Zeitarbeitskräfte zurückgreifen
"Zeitarbeit drängt die Stammbelegschaft oftmals in die unattraktiven Rand-Arbeitszeiten, schwächt die Bezugspflege und lässt immense Beträge aus dem System der Kranken- und Pflegeversicherung abfließen, ohne dass tatsächlich zusätzliches Personal gewonnen wird", sagt der bpa-Landesvorsitzende Frank Wagner. "Im Gegenteil: Die Zeitarbeitsunternehmen werben aktiv Pflegekräfte aus Pflegeeinrichtungen und Kliniken ab, um sie dann wieder zurückzuvermieten." So konkurrierten Zeitarbeitsfirmen mit Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen um Personal und könnten mit freiwählbaren Arbeitszeiten und deutlich höheren Vergütungen locken. Gleichzeitig müssten viele Einrichtungen aber notgedrungen auf Zeitarbeitskräfte zurückgreifen, um Belastungsspitzen abzufangen, weil sinnvollere Alternativen fehlen.
Krankenhäuser brauchen finanziellen Spielraum
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und gleichzeitig dem Wunsch der Mitarbeitenden nach mehr Flexibilität Rechnung tragen zu können, benötigen die Krankenhäuser finanzielle Spielräume, um beispielsweise die Mehrkosten hauseigener Pflegepersonalpools zu finanzieren, mit denen Lücken in den Stationsteams kurzfristig ausgeglichen werden können. Auch in den Einrichtungen und Diensten der Langzeitpflege muss zusätzliches Personal für einen Pflegepool refinanziert werden, um den deutlich teureren Einsatz von Zeitarbeit zu begrenzen. Entsprechende Vorschläge seien bereits in der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) auf Bundesebene gemacht worden und müssten jetzt auch in Hamburg aufgegriffen werden, betonen bpa und HKG.
Springerdienste und Personalpools sollen der Pflege langfristig Kosten sparen
"Durch den Einsatz der Zeitarbeitskräfte entstehen alleine in den Krankenhäusern der Hansestadt nicht refinanzierbare Mehrkosten von rund 9 Millionen Euro pro Jahr", rechnet der 1. Vorsitzende der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft Joachim Gemmel vor. Mehr als 6 Millionen pro Jahr kommen nach Berechnungen des bpa in den Einrichtungen der Langzeitpflege hinzu. "Diese Summe wird dem Gesundheitssystem Jahr für Jahr vollständig entzogen. Wenn wir stattdessen eigene Springerdienste und Personalpools einsetzen und die Mehrkosten an die Krankenkassen weitergeben können, wird die Versorgung im Ergebnis langfristig günstiger und die Arbeit in der Pflege für alle Beschäftigten attraktiver", so Gemmel. Der bpa fordert die Kostenträger, also Kassen und Sozialhilfeträger, deshalb auf, umgehend Rahmenvertragsverhandlungen zur Einführung von Poollösungen und anderen Konzepten zur Eindämmung der Zeitarbeit zu beginnen.
Rechtliche Grundlagen müssen geschaffen werden
Für die Krankenhäuser ist der Bundesgesundheitsminister gefragt, eine Anpassung der Pflegefinanzierung für diese Mehrkosten vorzunehmen. Für die notwendige Übergangszeit bis zu einer endgültigen Regelung müssten zudem die Mehrausgaben der Einrichtungen und Kliniken für Zeitarbeit angemessen berücksichtigt und refinanziert werden. An Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard appellieren die Institutionen, alle notwendigen rechtlichen Grundlagen für solche Poollösungen zu schaffen und die Verhandlungen aktiv zu unterstützen.
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