Harvey Weinstein wurde in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen und muss nun für höchstens 29 Jahre in Haft.
Die Anklage
Der ehemalige Filmproduzent muss sich vor Gericht wegen mehreren Vergewaltigungsvorwürfen verantworten. Seit 2017 haben ihm über 80 Frauen vorgeworfen, sie vergewaltigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben, darunter viele bekannte Frauen aus Hollywood. Aus der großen öffentlichen Anteilnahme entwickelte sich die weltweite "#MeToo"-Bewegung, der sich immer mehr missbrauchte Frauen angeschlossen haben. Dabei geht es oft um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Die meisten Vorfälle, die Weinstein vorgeworfen wurden, waren schon verjährt und so ging es in der Anklage im wesentlichen um die Vorwürfe der Produktionsassistentin Mimi Haleyi, die 2006 zum Oral-Sex gezwungen wurde, und um die Vorwürfe von Annabella Sciorra, die 2013 vergewaltigt worden sein soll. Insgesamt gab es fünf Anklagepunkte.
Die Abschlussplädoyers
Vor der Beratung der Jury gerieten die Verteidigung und die Anklage in ihren Schlussplädoyers nochmal heftig aneinander und die berüchtigte Strafverteidigerin Donna Rotunno versuchte die Jury davon abzuhalten, dem „Drehbuch“ der Anklage nicht zu glauben. Sie schoss zudem gegen die „MeToo“-Frauenbewegung und stellte ihren Mandanten als Opfer dar, dessen Skalp man haben wolle, egal ob die Wahrheit dabei auf der Strecke bleibt. Ihre Präsentation dauerte viereinhalb Stunden und wies auch auf den weiteren liebevollen E-Mail Verkehr hin, der nach den angeblichen Vergewaltigungen herrschte. Die Frauen hätten seine Position ausgenutzt, um ihre Karriere voranzutreiben und der Geschlechtsverkehr hätte einvernehmlich stattgefunden.
Die Anklage hingegen stellte Weinstein als jähzorniges, gewalttätiges Monster dar, dass sich unantastbar fühlte. Sie ging dabei auch sehr ins Detail und erzählte haargenau, wie sich die Vergewaltigungen abspielten. Er soll die jungen Frauen mit der Aussicht auf eine Karriere in Hollywood in Apartments und Hotelzimmer gelockt haben. Über 80 Frauen hatten den Filmproduzenten in den vergangenen Jahren des sexuellen Missbrauchs bezichtigt.
Das Urteil
Am Freitag gab die Jury bekannt, dass sie sich in dem schwerwiegendsten Anklagepunkt – „serielle sexuelle Attacken“ – nicht einigen konnten, welcher eine lebenslange Haftstrafe nach sich gezogen hätte. Mindestens ein Jurymitglied hatte wohl Zweifel an der Aussage von Annabella Sciorra, die Weinstein im Winter 1993/94 in ihrer Wohnung vergewaltigt haben soll und der Zeuginnen Mimi Haleyi und Jessica Mann.
Am Montagmorgen kam Harvey Weinstein wie gewohnt gestützt auf einer Gehhilfe im Manhattan Criminal Court an und schien gut gelaunt zu sein. Schon während des Prozesses war er oft negativ aufgefallen, da er lächelte, Witze machte und anstatt dem Verfahren zu folgen, lieber an seinem Handy spielte. Er wurde kurz danach von der Jury für den kriminellen Sex-Akt ersten Grades und einer Vergewaltigung dritten Grades schuldig gesprochen. Die Länge seiner Haftstrafe wird am 11. März verkündet und bis dahin wird Weinstein seine Zeit auch schon im Gefängnis verbringen. Nach der Verkündung kam Weinstein allerdings zuerst ins Krankenhaus, da er über Schmerzen in der Brust klagte und sein Blutdruck untersucht werden musste. Sobald sein Krankenhausaufenthalt beendet ist, soll er direkt in das berüchtigte Gefängnis Rikers Island überführt werden. Sollte er die Höchststrafe bekommen, wäre der 67-Jährige bei seiner Haftentlassung 96 Jahre alt.
Die Anwälte von Weinstein kündigten direkt nach der Urteilsverkündung an, in Revision zu gehen. Sobald dieser Prozess dann endgültig beendet ist, muss sich Weinstein wohl auch in Los Angeles wegen ähnlicher Vorwürfen vor Gericht verantworten.